TOBIAS MORETTI

TOBIAS MORETTI

Tobias Moretti über Schauspielgötter und die Liebe zur Musik : Interview SZ.de

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Tobias Moretti über Schauspielgötter und die Liebe zur Musik

„München war mit Berlin so etwas wie der Theater-Olymp“

28. Januar 2025
Er hat den „Jedermann“ gespielt, Beethoven und Hitler, jobbte als Fernfahrer und betreibt einen Bergbauernhof. Dass Schauspieler Tobias Moretti auch mal Komponist werden wollte, ist weniger bekannt.
Interview von Jutta Czeguhn, München
Gibt’s eigentlich etwas, was dieser Tobias Moretti nicht kann? Er ist ein begnadeter Bühnen- und Filmschauspieler, hat eine landwirtschaftliche Fachausbildung und betreibt einen Bergbauernhof in Tirol. Doch dann ist da noch der Moretti, der Opern inszeniert. Oder sich wie im Thriller „Der Kronzeuge“ selbst ans Klavier setzen und unbändig drauflos jammen kann. Basstrompete spielt er auch, macht Hausmusik und bringt mit seiner Frau Julia, einer Oboistin, und dem Ensemble „wood sounds“ Musik und Shakespeare zusammen (München, Allerheiligen-Hofkirche, 1. Februar). Ein Komponist hat er werden wollen, der Tobias Moretti, dann aber dieses Studium in Wien geschmissen und nach einigen Touren als Fernfahrer die Aufnahmeprüfung an der Münchner Falckenberg-Schauspielschule geschafft. Die Liebe zur Musik ist geblieben, wie er im schriftlich geführten Interview betont.

SZ: Ihre drei Kinder mussten ein Instrument lernen, da bestanden Sie drauf. Warum war Ihnen das so wichtig?
Tobias Moretti: Bei meiner Frau und mir gehört das Musizieren selbstverständlich in unseren Alltag; es ist Teil unserer Lebenskultur wie Essen und Trinken, und damit sind unsere Kinder auch irgendwie mit aufgewachsen. Auch wenn wir da die gleichen Kämpfe mit ihnen gehabt haben wie andere Eltern auch. Aber man muss etwas erst erlernen, bevor man dann damit spielerisch umgehen kann. Gerade in der Pubertät kann das auch ein wichtiges Ventil sein für den inneren Druck, den man als junger Mensch hat. Unsere beiden erwachsenen Kinder nutzen heute noch den Fundus, den sie da bekommen haben, sowohl beruflich als privat in jede Richtung.

Sie waren selbst Musiker beziehungsweise haben Musik studiert, bevor Sie Schauspieler wurden. Wenn Sie sich entscheiden müssten zwischen diesen beiden Künsten, welche wäre Ihnen die Unverzichtbare?
Professioneller Instrumentalmusiker war ich nicht, ich habe Komposition studiert, bis ich irgendwann das Gefühl bekommen habe, dass Musik in dem kompositorischen Kontext, den ich erlebt habe, nur noch konstruiert wurde und die Musik als Klangmysterium, als das, was wir Musikempfinden nennen, nicht mehr relevant war. Musik ist aber existenziell für mich und mein dramatisches Verständnis, und deshalb kann ich sie mir weder aus meinem Leben noch aus meinem Beruf wegdenken.

Wie ist es, gemeinsam mit Ihrer Frau auf der Bühne zu stehen?
Die Arbeit ist getragen von der Lust, gemeinsam etwas zu machen, zu entwickeln, zu musizieren, und das betrifft auch jeden Einzelnen dieses Ensembles. Es ist ein Suchen, ein Reiseabenteuer in Welten, in Erzählungen. Obwohl wir das Programm schon mehrmals aufgeführt haben, bricht es immer wieder in neue Impulse auf.

Bei dem Programm in der Allerheiligen-Hofkirche präsentiert das Ensemble „wood sounds“ Musik der Shakespeare-Zeit, Sie interpretieren Auszüge aus „Hamlet“, „Romeo und Julia“, „Macbeth“, „Der Sturm“ oder „Lear“. Was kann Shakespeare uns heute noch sagen?
Egal ob Lyrik, Komödie oder Tragödie: Eigentlich ist jede Zeile von Shakespeare immer dramatisch. Egal welche Karte man zieht bei diesem Genie, es trifft in das Mark der menschlichen Existenz. Dazu sprengen seine Figuren jeden Rahmen, sie sind immer auf die Spitze getrieben, in ihrem Überschwang, ihrem Schrecken, ihrem Abgrund, ihrem Glück.

Unvergesslich für das Münchner Theaterpublikum ist Dieter Dorns Inszenierung von Shakespeares „Troilus und Cressida“ an den Kammerspielen mit dem ganz jungen Moretti. Knapp 40 Jahre ist her. Welche Erinnerungen haben Sie an Ihre Jahre in München?
In München bin ich zum Schauspieler geworden. Die Falckenberg-Akademie, das Resi, die Kammerspiele – sie alle haben mir unglaubliche Möglichkeiten geboten. So wie eben als junges Ensemblemitglied „Troilus“ zu spielen, hineingeworfen in ein Ensemble von so unfassbar großartigen Schauspielerinnen und Schauspielern. Das war auch nicht immer leicht, aber daran bin ich gewachsen und habe einen Fundus nicht nur für meinen Beruf, sondern auch für mein Leben bekommen können. Diese Zeit ist bis heute entscheidend gewesen für die Autonomie meines Berufsverständnisses.

Wer hat Sie da geprägt?
Ich meine etwa Peter Lühr, Thomas Holtzmann, Rolf Boysen, Kirsten Dene, Jennifer Minetti, Gisela Stein, die junge Sunnyi Melles, Edgar Selge, Manfred Zapatka, Franziska Walser, später Edith Clever, Martin Benrath, Hans-Michael Rehberg … dabei mit Regisseuren zu arbeiten wie Dieter Dorn, Hans Lietzau, Claus Peymann, Giorgio Strehler … München war mit Berlin so was wie der Theater-Olymp. Das muss doch für einen jungen Schauspieler das Tollste sein, sich daran zu messen, zu reiben, zu scheitern – und irgendwann ergibt sich das Eigene.

Mit welchen Gedanken beobachten Sie die aktuelle politische Entwicklung in Österreich?
Was die gesellschaftlichen Entwicklungen angeht, erleben wir zurzeit in ganz Europa und darüber hinaus ein Driften in die Extreme, jenseits aller Kultur und es scheint, als kann im Moment niemand voraussehen, wohin die Reise gehen wird. Das hinterlässt eine schreckliche Apathie. Damit so etwas wie eine Zivilgesellschaft nicht verloren geht, müssen wir, sowohl in Österreich als auch in Deutschland, jenseits von einzementierten Ideologien wieder so etwas wie eine Schnittmenge von Kultur, Lebenskultur und Perspektiven zurückgewinnen, eine Vorstellung davon, in was für einer Gesellschaft wir leben wollen.

Tobias Moretti und das Ensemble „wood sounds“, Samstag, 1. Februar, 17 und 20 Uhr, Allerheiligen-Hofkirche München

Tobias Moretti parle des dieux acteurs et de l'amour de la musique«
Avec Berlin, Munich était un peu l'Olympe du théâtre »

Il a joué « Jedermann », Beethoven et Hitler, a travaillé comme chauffeur routier et gère une ferme de montagne. On sait moins que l'acteur Tobias Moretti voulait aussi devenir compositeur.
Interview de Jutta Czeguhn, Munich

Y a-t-il quelque chose que ce Tobias Moretti ne sache pas faire ? C'est un acteur de théâtre et de cinéma doué, il a une formation agricole et gère une ferme de montagne au Tyrol. Mais il y a aussi le Moretti qui met en scène des opéras. Ou, comme dans le thriller « Le témoin », il se met lui-même au piano et jamme sans retenue. Il joue aussi de la trompette basse, fait de la musique à domicile et, avec sa femme Julia, hautboïste, et l'ensemble « wood sounds », il fait se rencontrer la musique et Shakespeare (Munich, Allerheiligen-Hofkirche, 1er février). Tobias Moretti voulait devenir compositeur, mais il a abandonné ses études à Vienne et, après quelques tournées en tant que chauffeur routier, il a réussi l'examen d'entrée à l'école d'art dramatique Falckenberg de Munich. L'amour de la musique est resté, comme il le souligne dans l'interview écrite.

SZ : Vos trois enfants devaient apprendre à jouer d'un instrument, vous avez insisté sur ce point. Pourquoi était-ce si important pour vous ?
Tobias Moretti : Pour ma femme et moi, faire de la musique fait naturellement partie de notre quotidien ; cela fait partie de notre culture de vie, comme manger et boire, et nos enfants ont en quelque sorte grandi avec cela. Même si nous avons eu les mêmes luttes avec eux que d'autres parents. Mais il faut d'abord apprendre quelque chose avant de pouvoir le gérer de manière ludique. Pendant la puberté, cela peut aussi être un exutoire important pour la pression intérieure que l'on subit en tant que jeune. Nos deux enfants adultes utilisent encore aujourd'hui les ressources qu'ils ont reçues, tant sur le plan professionnel que privé, dans toutes les directions.

Vous avez vous-même été musicien ou avez étudié la musique avant de devenir acteur. Si vous deviez choisir entre ces deux arts, lequel vous semblerait le plus indispensable ?
Je n'étais pas musicien instrumental professionnel, j'ai étudié la composition jusqu'à ce qu'à un moment donné, j'ai eu le sentiment que la musique n'était plus que construite dans le contexte de composition que j'ai connu et que la musique en tant que mystère sonore, en tant que ce que nous appelons le sentiment musical, n'était plus pertinente. Or, la musique est existentielle pour moi et pour ma compréhension dramatique, et c'est pourquoi je ne peux pas l'imaginer hors de ma vie ou de ma profession.

Qu'est-ce que cela fait d'être sur scène avec votre femme ?
Le travail est porté par l'envie de faire quelque chose ensemble, de développer, de faire de la musique, et cela concerne aussi chacun des membres de cet ensemble. C'est une recherche, une aventure de voyage dans des mondes, dans des récits. Bien que nous ayons déjà présenté le programme plusieurs fois, il éclate toujours en de nouvelles impulsions.

Lors du programme à la Allerheiligen-Hofkirche, l'ensemble « wood sounds » présente de la musique de l'époque de Shakespeare, vous interprétez des extraits de « Hamlet », « Roméo et Juliette », « Macbeth », « La tempête » ou « Lear ». Que peut encore nous dire Shakespeare aujourd'hui ?
Qu'il s'agisse de poésie, de comédie ou de tragédie : en fait, chaque ligne de Shakespeare est toujours dramatique. Quelle que soit la carte que l'on tire de ce génie, il touche à la moelle de l'existence humaine. De plus, ses personnages dépassent tout cadre, ils sont toujours poussés à l'extrême, dans leur exubérance, leur terreur, leur abîme, leur bonheur.

La mise en scène de « Troïlus et Cressida » de Shakespeare par Dieter Dorn au Kammerspiele, avec le tout jeune Moretti, est inoubliable pour le public du théâtre munichois. Il y a un peu moins de 40 ans. Quels souvenirs gardez-vous de vos années à Munich?
C'est à Munich que je suis devenu acteur. L'Académie Falckenberg, le Resi, le Kammerspiele - tous m'ont offert des possibilités incroyables. Comme par exemple jouer « Troilus » en tant que jeune membre de la troupe, jeté dans un ensemble d'actrices et d'acteurs incroyablement formidables. Cela n'a pas toujours été facile, mais j'en suis sorti grandi et j'ai pu acquérir un bagage non seulement pour mon métier, mais aussi pour ma vie. Cette période a été décisive jusqu'à aujourd'hui pour l'autonomie de ma conception du métier.

Qui vous a marqué ?
Je pense à Peter Lühr, Thomas Holtzmann, Rolf Boysen, Kirsten Dene, Jennifer Minetti, Gisela Stein, la jeune Sunnyi Melles, Edgar Selge, Manfred Zapatka, Franziska Walser, plus tard Edith Clever, Martin Benrath, Hans-Michael Rehberg ... et travailler avec des metteurs en scène comme Dieter Dorn, Hans Lietzau, Claus Peymann, Giorgio Strehler ... Munich et Berlin étaient un peu l'Olympe du théâtre. Pour un jeune acteur, ce doit être la chose la plus formidable, de se mesurer à cela, de se frotter, d'échouer - et un jour ou l'autre, cela devient quelque chose de personnel.

Avec quelles pensées observez-vous l'évolution politique actuelle en Autriche ?
En ce qui concerne l'évolution de la société, nous assistons actuellement dans toute l'Europe et au-delà à une dérive vers les extrêmes, au-delà de toute culture, et il semble que personne ne puisse pour l'instant prévoir la direction que prendra le voyage. Cela laisse une apathie terrible. Pour que quelque chose comme une société civile ne se perde pas, nous devons, tant en Autriche qu'en Allemagne, retrouver quelque chose comme une intersection de culture, de culture de vie et de perspectives, une idée du type de société dans laquelle nous voulons vivre, au-delà des idéologies incrustées.

Tobias Moretti et l'ensemble « wood sounds », samedi 1er février, 17h et 20h, Allerheiligen-Hofkirche München
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