https://www.tirol.at/magazin/tobias-moretti?fbclid=IwY2xjawKlaOdleHRuA2FlbQIxMABicmlkETBpWmsxRFZTTVJvRm1STnFWAR48d0jYARqhD66RnAewJfJLXRj9-3-2nCWr-yLBp8oLTYLur-iaJTrZ0NE0IQ_aem_h4dFCHjJxWiem6jHhGPKwQ
„ICH BIN EIN ÜBERLEBENSSPIELER"
Tobias Moretti ist einer der bekanntesten Österreichischen Schauspieler— und betreibt gleichzeitig, nicht nebenher, einen 400 Jahre alten Bergbauernhof. Der Dramaturg Tristan B
erger hat für uns mit dem 65-Jährigen über die Vereinbarkeit der beiden Arbeitswelten gesprochen. Wir treffen Tobias Moretti auf seinem Bergbauernhof. Von 1.000 Metern hat man einen Wahnsinnsblick auf das Inntal. Moretti ist Landwirt. Aber am Vorabend unseres Treffens hat er bei den Tiroler Volksschauspielen Telfs den Dorfrichter Adam in "Der Zerbrochne Krug" von Heinrich von Kleist gespielt.
Der Bergbauernhof und die Bühne -ein Konflikt? Schauspieler und Landwirt. Welches von beiden ist dein Hauptberuf?
Ich bin Schauspieler. Ganz klar! Dann Bauer.
Also Nebenerveerbslandwirt?
Na. Das stimmt auch nicht. Wir haben hier einen Mischbetrieb, der teilweise Vollerwerb ist. ja eben. Ich hab nur einen Beruf: Schauspieler. So wie meine Frau Julia, die Musikerin ist. Aber wir führen und leben diesen Betrieb - es war und ist eine lebenskulturelle Entscheidung. (lacht) Eine 32-Stunden-Woche lütte jeder von uns in 2,5 Tagen erledigt. (lacht) Wir arbeiten halt einfach das Doppelte. Beiden Welten verzahnt, verstrickt, verheddert und zu einer Harmonie gefügt, sodass es nun ein normaler Zustand ist, den wir leben. So lange man das nicht selbst lebt, ist es unvorstellbar. Aber genauso wenig hab ich mir vorstellen können, wie es ist, eine Familie und Kinder zu haben. Und plötzlich hat man's dann, Mit Kindern ist es plötzlich ein anderes Leben: Es ist anstrengender, es ist brutaler, es ist beseelter, es ist sinnhafter, es ist: erfüllt. Würde man vorher wissen, würde man wahrscheinlich sagen: Na, das macht ich vielleicht weniger. (lacht)
Aber mittlerweilehaben sich meine unterschiedlichen Leben in den Extremen vereint.
Wie muss man sich das vorstellen? Dieses "In-den-Extremen-vereint"?
Keinen der beiden Bereiche kann ich nur mit halber Kraft oder Aufmerksamkeit machen. Sie sind verbunden mit existenzieller Notwendigkeit. Den Beruf als Schauspieler kannst du nicht halb machen. Einen Kleist zu spielen mit halber Kraft oder halber Vorbereitung oder mit halber Recherche oder mit halben Proben: Letztere von der Jahreszeit abhängt: Im Winter ist es wesentlich ruhiger, aber im Sommer ist da «Front» - Arbeilsfront. Gerade jetzt, bei den Kleist-Proben, haben wir zweimal einen Windwurf gehabt und einiges an Sturmschäden usw.
Solche Schäden dulden keinen Aufschub, aber auch eine bevorstehende Premiere nicht. Wie kriegst du das alles unter einen Hut, wie organisierst du dich?
Das sind Zustände, da denk ich nicht mehr drüber nach. Das ist einfach so. Bis 14 Uhr kann ich proben, dann muss ich herfahren, dann wie derzeit Windwürfe aufarbeiten, mit Helfern und schwerem Gerät - das ist natürlich wahnsinnig gefährlich und belastet. Da fragt dich bei der Abendprobe niemand, ob du müde bist oder ob du eine Probe machen kannst. Bei meiner Frau ist das nicht anders: Wenn der Tag zur Neige geht, beginnt sie, 3 oder 4 Stunden auf ihrem Instrument zu üben für die Programme im Herbst. Wir haben einfach einen - wie soll ich sagen einen erfüllten 12- bis 14-Stunden-Tag. Und trotzdem ist es so, wie es ist, toll! Manchmal hab ich so Tagträume, träume von Urlaub, wenn mir Bekannte auf WhatsApp kurze Status-Filmchen von ihren Urlauben schicken -. Manchmal lache ich, manchmal hab ich ein bissleinen Neid. Und dann aber wieder doch nicht. (lacht)
Beeinflussen deine Herkunft und deine Arbeit als Landwirt die Art, wie du auf der Bühne oder vor der Kamera spielst?
Das hat nix mit der Landwirtschaft zu tun: Das ist was Privates. Und ich bin halt hier aufgewachsen und deshalb sicher auf eine andere Art geerdet und bin mit den großen Lkws herumgefahren, meist Genua - Hamburg. So eine Erfahrung ist tatsächlich eine andere Basis, man hat einen anderen Fundus, aus dem man als Schauspieler schöpfen kann. Eine noch größere Rolle aber spielt, woher man stammt, aus welch merkwürdigen Konstella-ionen. Bei mir ist es eine absurde Mischung aux dem kultivierten Bildungsbürgertum meiner Mutter und der Verletzbarkeit meines Vaters, der als Waisenkind aus einem gesellschaftlichen Vakuum stammte, ein netter Schwadroneur war, stadtbekannt, aber ein sensibler Bursche. Dass meine Eltern zusammengefunden und ein Leben lang zusammengeblieben sind, ist heutzutage gar nicht mehr nachvollziehbar.
Was bedeutet das für dich?
Daraus leitet sich eine Grundkonstante meines Lebens ab: Wenn ich vor der Wahl stünde, würde ich alles, wirklich alles, was ich hab sein dürfen und erreichen dürfen und ausleben dürfen und dass ich mich über meinen künstlerischen Beruf hab definieren dürfen: Alles würd ich von heut auf morgen übern Kopf schmeißen für meine Familie. Die Familie: Das ist der eigentliche Sinn für mich. Wenn man eine Familie sucht oder eine Frau sucht, die Kinder will, und man mitanand streitet und mitanand liebt und lebt und kämpft und eine gemeinsame Utopie hat für etwas. Julia und ich haben eine unglaublich gnadenvolle Schnittmenge. Da ist es von Vorteil, dass sie zwar Künstlerin ist, aber manchmal gut, dass sie keine Schauspielerin ist. (lacht)
Und manchmal verbinden sich Biografie und Berufdann doch. In der Kleist-Inszenierung fährt Moretti einen schweren Truck samt 40-Fuß-Container au/die Freilichtbühne, der das Bühnenbild enthält. Gut, dan er den Führerschein hat. Während des Interviewtermins machen wir auch einen Ausflug auf das Hoadl.Während Fotograf und Autor mit der neuen 10er-Gondelbahn auf den 2.340 Meter hohen Zerg schweben, fährt Moretti über die Axamer Lizum mit seiner Enduro auf den Gipfel, direkt vor das Panoramarestaurant Hoald-Haus mit der grüßten übenlachten Sonnenterrasse Österreichs. Er hat eine enge Beziehung zu dem Ort. Hier hat er das Skifahren gelernt -und ware als Fünfjähriger um ein Haar vom Schoß seines Vater aus dem Sessselift gerutscht.
Wenn ich dich im Film oder auf der Bühne spielen sehe, spüre ich jedes Mal aufs Neue eine gewisse Notwendigkeit, eine Dringlichkeit: als ginge es Immer um Momente von Leben oder Tod.
Kunst ist für mich eine Form von radikaler Notwendigkeit beziehungsweise von Notwendigkeit, die man oft nur über Radikalität oder über einen risikobereiten Zugang bekommt. In einem Künstler verjüngt sich doch alles auf das Ziel der Arbeit, in der Hoffnung, dass daraus jemals Kunst wird -.und das weiß man ja nie... und das ist mein ureigenes Ansinnen, fertig. Das ist sozusagen die Essenz meines kreativen Schaffens. Da kann man ein Glück haben - meistens ist es nicht so -.das ist dann sehr erfüllend.
In deinem Beruf spielt Sprache eine große Rolle. Nun bist du im Dialekt aufgewachsen, war das ein Problem, als du zur Bühne kamst?
Ja, ja. na, fürchterlich! Ich hab solche Hemmungen gehabt! Während meiner Ausbildung an der Otto Falckenberg Schauspielschule hab ich ein Jahr lang kein Wort gesprochen! Die haben sicher geglaubt, ich sei stumm. Und hernach hab ich zehn Jahre lang nur Hochdeutsch gesprochen und keinen Dialekt mehr. In den 80er-Jahren hat sich das dann eingependelt, Gott sei Dank. Besonders hat mir dabei der Brenner Hansl geholfen, denn der war beides: Der - übrigens ein Brecht-Schauspieler vor dem Herrn - hat's geschafft, diese Mentalitäts-Schizophrenie zu durchbrechen. Von ihm hab ich gelernt, dass man sich nicht verraten oder verkaufen, sich nicht in eine andere Welt zu begeben braucht. Ich muss mich nicht in eine bildungsbürgerliche Welt begeben, nur weil ich die Bildungsbürger versorge mit meiner Kunst. Das wäre nicht authentisch. Aber es war ein langer Weg. das war nicht einfach.
Nach der Matura hast du aber zuerst Komposition in Wien studiert
- was der Grund ist, warum ich mir Sprache wie Musik erarbeite. Ich weiß genau, wann ich atme, ich weiß genau, wo ich inhaltlich die Interpunktionen setze, es gibt keinen einzigen Beistrich oder keine einzige Interpunktion, die nicht einen Sinn machte. Ich kann das nicht anders. Und nur so ist es mir möglich, den Kleist-Text so zu sprechen, dass man den Eindruck hat, als wäre das Alltagssprache, als würde man daheim in der Kuchl miteinander reden –
Wie wichtig ist der Dialekt für dich?
Dialekt ist immens wichtig! Heute erst recht wieder! Denn im Gesamtverständnis von höchster Sprachkultur und Kunst ist der Dialekt entscheidend! Der Dialektverlust, wie wir ihn heute erleben, ist nicht nur ein brutaler Identitätsverlust, sondern auch ein Verlust von Kultur. Wir stehen gerade an einem totalen Kipppunkt mit unserer Sprachkultur. Esgibt zum Beispiel kein Perfekt mehr. Nur noch Imperfekt. Das musst du erklären. Bei uns in Tirol sagt man nicht: „Wir mussten" oder „Wir hatten" oder „Wir mussten dort hingehen". Wir sagen: „Wir haben gehabt" - es ist eine ganz andere Sprachform und hat andere Nuancen, aber die wird derzeit wegrationalisiert in Anbiederung an eine mediale Einheitssprache. Und auch die I.iteratur erlebt gerade eine Art Verbannung aus allen Bereichen. Dabei ist Literatur die kulturelle Verbindung! Die eigentliche Identität einer Sprache findet über Literatur statt. Und die wird derzeit entwurzelt, weil sie aus unserem Bildungssystem herausgenommen wird. Da haben bei uns das Blildungs-ministerium, die Lehrerschaft und die Entscheidungsträger in ihrem vorauseilenden Gehorsam und Komplex total versagt.
Weil dort kein einheitlicher Kanon mehr gelehrt wird?
So ist es. Den Kanon braucht es aber, um Theater machen zu können! Wir spielen hier in Telfs Original-Kleist, seinen „Zerbrochnen Krug". Und die Leute jubeln! Selbst wenn sie nicht die gesamte Komplexität des Stückes verstehen sollten, verstehen sie's im Zusammenhang. Und das beseelt und motiviert und beglückt. Die Kleist'sche Sprache hat daran wesentlichen Anteil. Auch für das eigene Sprach-und Kultunerständnis. Dass ausgerechnet lebensferne Intellektuelle die Niederschwelligkeit der Sprache jetzt forcieren, ist zwar typisch, aber trotzdem ein Supergau für diese Form von sprachlicher Hochkultur. Es ist absurd, dass Trivial. sender wie RTL2 und andere mit den niedrigen Instinkten der Menschen kalkuliert arbeiten und damit Geld verdienen - und die Macher und Entscheidungsträger sind alle Intellektuelle. Das ist für mich ganz was Merkwürdiges. Mich macht das sehr nachdenklich. Trotzdem, trotz allem, was ich jetzt gesagt habe und sage, versuche ich eine positive Oberlebensstrategie zu leben. Ich bin ein überlebensspieler, ich bin ein Überlebensmensch.
Die Berge stehen ungerührt da. Nicht weit von hier, am Patscherkofel, war Moretti mit 16 Iahen Skilehrer, zur selben Zeit, als Franz Klammer den Olympiasieg in der Abfahrt für Osterreich holte, «Den jubel hat man bis da rüber» gehört. Er deutet zu den Kalkkögeln, saßt „Da seht mir als Buam geklettert, da hinten sein wir mit 17 hinauf, die Falte haben wir King-Crimson-Steig genannt,wir waren die Erstbesteiger." Er kennt jeden Berggipfel und 'weiß welche Täler hinter ihnen liegen: Stubaigeletscher, Zuctkerhütl, weiter hinten, sagt er, da ist dann schon Sterzing in Süd-tirol. lhn freut, «wie fast die Kühe, wie trittsicher' sie sich über die Almwiesen bewegen. «Wenn man in den Bergen aufwächst und vergeht; sagt er, -das verstärkt die Bindung. Aber wenn sich Mentalitäten verwischen - Hamburg zum Beispiel, das ist eine vollkom-en andere Mentalität - dann ist das auch toll»Erst hast du Tirol verlassen.
Aber wie bist du dann zu den Tiroler Volksschauspielen gekommen?
Ich war damals noch Falckenbergschüler, das war Anfang der 80er-Jahre, und ich hab mir gedacht: ..Wah! Da wird ich so gerne einmal nur dabei sein wollen. So viele große. bewunderte Künstler haben da mitgewirkt: Der Autorenfilmer Alf Brustellin, Otto Grünmandl, der Brenner Hansl, Ruth Drexel, Kurt Weinzierl,, Dietmar Schönherr._
Was hat dich so angezogen?
Ich hatte ja gar keine Vorstellung, was Volkstheater überhaupt sein kann. Welch hohes Niveau das haben kann. Und dass eine epische Form des Theaters als Volkstheater im Brecht'sehen Sinne und in meinem Dialekt hier passiert! Das hat mir eine ganz neue Hoffnung gegeben. Auf meinen Beruf. Und darauf, dass mein Wesen, mein Leben, das, was ich bin, nicht in einer Schizophrenie zueinander steht, sondern dass das eine Einheit geben kann.
Du meinst: Tiroler sein …
Genau! …
Tiroler Herkunft
Genau!
Und trotzdem bildungs.bürgerlich im besten Sinne des Wortes...Und mit allehöchstem Kulturanspruch. Und dass dieser Kulturanspruch mit dem höchsten Können verbunden werden kann - danach strebt man, auch wenn man's als Junger noch nicht hat. Aber irgend. wie muss man das ja lernen wollen. Heute hört man oft, insbesondere von Jungen Schauspielerinnen, dass sie diese oder jene Rolle. so wie sie geschrieben steht, nicht spielen wollen oder können ...
Das ist absurd! Ich kann doch nicht mit 20 Schauspieler werden und sagen, ich kann die Medea nicht spielen, weil ich keine griechischen Wurzeln hab. Wie weltfremd und auch wie unpolitisch ist das denn!? Da merken die Leute gar nicht, wie gefährlich nah sie an faschistoiden Stereotypen dran sind. Denn die Trennung von Mentalitäten, also dass man überhaupt Menschen in Mentalitäten, in Rassen trennt, das war praktisch schon abgeschafft. Und plötzlich darf nur noch der das und die das, weil er oder sie soundso ausschaut oder sich so gebärdet. DIESE Art von Wokeness wider-spricht allem, was Kunst ausmacht. ...
und den Beruf Schauspielers ausmacht...
Nicht nur des Schauspielers! Es widerspricht der Idee einer verbindenden Kultur. Es trennt. Völlig wahnsinnig ist das! Eine absurde Situation. Und letzt-ndlich auch die Ausgeburt einer gewissen intellektuellen Dekadenz. Leider. Aber ich bin ein Oberlebenshoffer! Darum muss ich mich jetzt hinlegen, sonst habt's ihr mich heute Abend nur noch als Leiche auf der Bühne.
«JE SUIS UN JOUEUR SURVIVANT»
Tobias Moretti est l'un des acteurs autrichiens les plus connus et exploite en même temps une ferme de montagne vieille de 400 ans. Le dramaturge Tristan Berger s'est entretenu pour nous avec cet homme de 65 ans sur la manière de concilier ses deux univers professionnels.
Nous rencontrons Tobias Moretti dans sa ferme de montagne. Du haut de ses 1.000 mètres, on a une vue imprenable sur la vallée de l'Inn. Moretti est agriculteur. Mais la veille de notre rencontre, il a joué le juge du village Adam dans « Der Zerbrochne Krug » de Heinrich von Kleist au Tiroler Volksschauspielen Telfs. La ferme de montagne et la scène - un conflit ?
Acteur et agriculteur. Lequel des deux est ton métier principal ?
Je suis acteur. C'est clair et net ! Ensuite, je suis agriculteur.
Donc agriculteur à temps partiel ?
Eh bien. Ce n'est pas vrai non plus. Nous avons ici une exploitation mixte, qui est en partie à plein temps. oui justement. Je n'ai qu'un seul métier : acteur. Tout comme ma femme Julia, qui est musicienne. Mais nous gérons et vivons cette entreprise - c'était et c'est toujours un choix de culture de vie. (rires) Une semaine de 32 heures est accomplie par chacun de nous en deux jours et demi. (rires) Nous travaillons simplement deux fois plus. Les deux mondes se sont imbriqués, enchevêtrés et harmonisés, de sorte que c'est désormais un état normal que nous vivons. Tant qu'on ne le vit pas soi-même, c'est inimaginable. Mais je ne pouvais pas non plus m'imaginer ce que c'était que d'avoir une famille et des enfants. Et tout à coup, on l'a, avec des enfants, c'est tout à coup une autre vie : C'est plus fatigant, c'est plus brutal, c'est plus animé, c'est plus sensé, c'est : accompli. Si on le savait avant, on dirait probablement : « Eh bien, j'en fais peut-être moins ». (rires) Mais entre-temps, mes différentes vies se sont réunies dans les extrêmes.
Comment faut-il s'imaginer cela ? Cette « union dans l'extrême » ?
Je ne peux faire aucun des deux domaines avec seulement la moitié de mes forces ou de mon attention. Ils sont liés à une nécessité existentielle. Tu ne peux pas faire le métier d'acteur à moitié. Jouer un Kleist avec une demi-force ou une demi-préparation ou une demi-recherche ou une demi-répétition : Ces dernières dépendent de la saison : En hiver, c'est beaucoup plus calme, mais en été, c'est le « front » - le front du travail. En ce moment, pour les répétitions de Kleist, nous avons eu deux chablis(*) et quelques dégâts dus aux tempêtes, etc.
(*) un chablis est un ensemble d'arbres ainsi déracinés accidentellement (le plus souvent par des vents violents) et jonchant le sol.
De tels dommages ne tolèrent aucun délai, mais une première imminente non plus. Comment concilies-tu tout cela, comment t'organises-tu ?
Ce sont des conditions auxquelles je ne pense plus. C'est tout simplement comme ça. Je peux répéter jusqu'à 14 heures, puis je dois me rendre sur place, puis traiter les chablis, comme c'est le cas actuellement, avec des aides et de l'équipement lourd - c'est évidemment extrêmement dangereux et contraignant. Lors de la répétition du soir, personne ne te demande si tu es fatigué ou si tu peux faire une répétition. C'est la même chose pour ma femme : quand la journée touche à sa fin, elle commence à s'entraîner trois ou quatre heures sur son instrument pour les programmes de l'automne. Nous avons tout simplement des journées de 12 à 14 heures - comment dire - bien remplies. Et pourtant, c'est génial comme ça ! Parfois, je rêve éveillé, je rêve de vacances, quand des connaissances m'envoient sur WhatsApp des petits statuts de leurs vacances -. Parfois, je ris, parfois je suis un peu envieux. Et puis de nouveau pas du tout. (rires)
Est-ce que tes origines et ton travail d'agriculteur influencent ta façon de jouer sur scène ou devant la caméra ?
Cela n'a rien à voir avec l'agriculture : C'est quelque chose de privé. Et j'ai grandi ici, donc je suis certainement ancré d'une autre manière et j'ai voyagé avec les gros camions, la plupart du temps de Gênes à Hambourg. Une telle expérience est effectivement une autre base, on a un autre fonds dans lequel on peut puiser en tant qu'acteur. Mais le fait de savoir d'où l'on vient, de quelles étranges configurations, joue un rôle encore plus important. Dans mon cas, il s'agit d'un mélange absurde entre la bourgeoisie cultivée de ma mère et la vulnérabilité de mon père qui, en tant qu'orphelin, venait d'un vide social, était un gentil beau parleur, connu dans la ville, mais un gars sensible. De nos jours, on ne peut plus comprendre que mes parents se soient retrouvés et soient restés ensemble toute leur vie.
Qu'est-ce que cela signifie pour toi ?
Une constante de base de ma vie en découle : si j'avais le choix, je choisirais tout, absolument tout ce que j'ai pu être et accomplir et que j'ai pu vivre et définir par ma profession artistique : Je laisserais tout tomber du jour au lendemain pour ma famille. La famille : c'est le véritable sens pour moi. Quand on cherche une famille ou une femme qui veut des enfants, et qu'on se dispute et qu'on s'aime et qu'on vit et qu'on se bat ensemble, et qu'on a une utopie commune pour quelque chose. Julia et moi avons un terrain d’entente incroyablement rempli de grâce. C'est un avantage qu'elle soit une artiste, mais c'est parfois une bonne chose qu'elle ne soit pas une actrice. (rires)
Et parfois, la biographie et le métier se rejoignent. Dans la mise en scène de Kleist, Moretti conduit un lourd camion avec un conteneur de 40 pieds sur la scène en plein air, qui contient le décor. Heureusement qu'il a son permis de conduire. Pendant l'interview, nous faisons également une excursion sur le Hoadl. Alors que le photographe et l'auteur montent à bord de la nouvelle télécabine 10 places jusqu'au Zerg, à 2 340 mètres d'altitude, Moretti se rend au sommet en enduro, via l'Axamer Lizum, juste devant le restaurant panoramique Hoald-Haus, qui possède la plus grande terrasse ensoleillée d'Autriche. Il a une relation étroite avec cet endroit. C'est ici qu'il a appris à skier et qu'il a failli, à l'âge de cinq ans, tomber des genoux de son père en glissant du télésiège.
Dans ton métier, la langue joue un rôle important. Tu as grandi en dialecte, est-ce que cela a été un problème quand tu es arrivé sur scène ?
Oui, oui, c'était terrible ! J'avais tellement d'inhibitions ! Pendant ma formation à l'école de théâtre Otto Falckenberrg, je n'ai pas prononcé un mot pendant un an ! Ils ont dû croire que j'étais muet. Et ensuite, pendant dix ans, je n'ai parlé que le haut allemand et plus aucun dialecte. Dans les années 80, tout est rentré dans l'ordre, Dieu merci. Hansl Brenner m'a particulièrement aidé, car il était les deux : il a réussi à briser cette schizophrénie des mentalités, lui qui était par ailleurs un acteur de Brecht hors pair. J'ai appris de lui qu'il n'est pas nécessaire de se trahir ou de se vendre, de s'aventurer dans un autre monde. Je n'ai pas besoin d'entrer dans un monde de bourgeois cultivés simplement parce que je fournis mon art aux bourgeois cultivés. Ce ne serait pas authentique. Mais le chemin a été long, ce n'était pas facile.
Mais après le baccalauréat, tu as d'abord étudié la composition à Vienne - ce qui explique pourquoi tu as choisi la musique.
ce qui est la raison pour laquelle je travaille la langue comme la musique. Je sais exactement quand je respire, je sais exactement où je place les ponctuations en termes de contenu, il n'y a pas un seul tiret ou une seule ponctuation qui n'ait pas eu de sens. Je ne peux pas faire autrement. Et c'est la seule façon pour moi de parler le texte de Kleist de telle sorte que l'on ait l'impression qu'il s'agit de la langue de tous les jours, comme si l'on se parlait à la maison, dans la cuisine
Quelle est l'importance du dialecte pour toi ?
Le dialecte est extrêmement important ! Encore plus aujourd'hui ! Car dans la compréhension globale de la culture linguistique et de l'art les plus élevés, le dialecte est décisif ! La perte du dialecte, telle que nous la vivons aujourd'hui, n'est pas seulement une perte brutale d'identité, mais aussi une perte de culture. Nous sommes actuellement à un point de basculement total avec notre culture linguistique. Il n'y a par exemple plus rien de parfait. Il n'y a plus que l'imparfait.
Il faut que tu expliques ça.
Chez nous, au Tyrol, on ne dit pas : « Nous avons dû » ou « Nous avons eu » ou « Nous avons dû aller là-bas ». Nous disons : « Nous avons eu » -C'est une forme de langage complètement différente, avec des nuances différentes, mais elle est actuellement rationalisée pour se conformer à un langage médiatique unifié. La littérature, elle aussi, subit actuellement une sorte de bannissement de tous les domaines. Pourtant, la littérature est le lien culturel ! La véritable identité d'une langue s'exprime à travers la littérature. Et la littérature est actuellement déracinée, car elle est exclue de notre système éducatif. Le ministère de l'Éducation, le corps enseignant et les décideurs ont complètement failli à leur obéissance prématurée et à leurs complexités.
Parce que l'on n'y enseigne plus un canon unique ?
C'est vrai. Mais le canon est nécessaire pour pouvoir faire du théâtre ! Ici, à Telfs, nous jouons le Kleist original, sa « cruche brisée ». Et les gens applaudissent ! Même s'ils ne comprennent pas toute la complexité de la pièce, ils la comprennent dans son contexte. Et cela anime, motive et réjouit. La langue de Kleist y est pour beaucoup. Même pour sa propre incompréhension de la langue et de la culture. Le fait que ce soient justement des intellectuels éloignés de la vie qui poussent aujourd'hui au basculement de la langue est certes typique, mais constitue malgré tout une super catastrophe pour cette forme de haute culture linguistique. Il est absurde que des chaînes triviales comme RTL2 et d'autres travaillent de manière calculée avec les bas instincts des gens et gagnent de l'argent avec cela - et les créateurs et les décideurs sont tous des intellectuels. C'est quelque chose de très étrange pour moi. Cela me fait beaucoup réfléchir. Malgré tout, malgré ce que je viens de dire, j'essaie de vivre une stratégie de survie positive. Je suis un joueur survivant, je suis un homme survivant.
Les montagnes sont là, impassibles. Non loin d'ici, sur le Patscherkofel, Moretti était moniteur de ski à 16 ans, à l'époque où Franz Klammer remportait le titre olympique de descente pour l'Autriche, « On a entendules acclamations jusque là-bas ». Il montre du doigt les Kalkkögeln, assis « C'est là que j'ai grimpé en tant que gamin, nous sommes montés là derrière à 17 ans, nous avons appelé le pli le King Crimson-Steig, nous étions les premiers à grimper ». Il connaît chaque sommet et sait quelles vallées se trouvent derrière eux : le glacier de Stubai, le Zuckerhütl, plus loin, dit-il, c'est déjà Sterzing dans le sud du Tyrol. Il se réjouit « de la rapidité des vaches, de leur assurance à se déplacer dans les prairies alpines. « Quand on grandit et qu'on passe dans les montagnes, dit-il, cela renforce les liens. Mais quand les mentalités s'effacent - Hambourg par exemple, c'est une mentalité complètement différente - c'est super aussi ».
D'abord, tu as quitté le Tyrol. Mais alors, comment es-tu arrivé au Tiroler Volksschauspielen ?
A l'époque, j'étais encore élève de Falckenberg, c'était au début des années 80, et je me suis dit : ...Wah ! J'aimerais tellement être là pour une fois. Tant de grands artistes admirés y ont participé : Alf Brustellin, cinéaste d'auteur, Otto Grünmandl, Brenner Hansl, Ruth Drexel, Kurt Weinzierl, Dietmar Schönherr.
Qu'est-ce qui t'a attiré ?
Je n'avais aucune idée de ce que pouvait être le théâtre populaire. Quel niveau élevé cela pouvait avoir. Et qu'une forme épique de théâtre se produise ici en tant que théâtre populaire au sens de Brecht et dans mon dialecte ! Cela m'a donné un tout nouvel espoir. Pour mon métier. Et dans le fait que mon être, ma vie, ce que je suis, ne sont pas en schizophrénie l'un par rapport à l'autre, mais que cela peut donner une unité.
Tu veux dire : être tyrolien …
Exactement! ...
Origine tyrolienne
Exactement !
Et pourtant, bourgeois cultivé au meilleur sens du terme…
Et avec la plus haute exigence culturelle. Et que cette exigence culturelle puisse être liée au savoir-faire le plus élevé - c'est ce à quoi on aspire, même si on ne l'a pas encore en tant que jeune. Mais il faut bien vouloir l'apprendre.
Aujourd'hui, on entend souvent dire, notamment de la part de jeunes actrices, qu'elles ne veulent ou ne peuvent pas jouer tel ou tel rôle tel qu'il est écrit…
C'est absurde ! Je ne peux quand même pas devenir acteur à 20 ans et dire que je ne peux pas jouer Médée parce que je n'ai pas de racines grecques. C'est vraiment irréaliste et apolitique ! Les gens ne se rendent pas compte à quel point ils sont dangereusement proches des stéréotypes fascistes. Car la séparation des mentalités, c'est-à-dire le fait que l'on sépare les gens en mentalités, en races, était déjà pratiquement abolie. Et tout d'un coup, il n'y a plus qu'une personne qui a le droit de faire ceci ou cela parce qu'elle a l'air ou se comporte de telle manière. CE genre de wokisme va à l'encontre de tout ce qui constitue l'art.
et ce qui fait le métier d'acteur…
Pas seulement de l'acteur ! Il va à l'encontre de l'idée d'une culture qui rassemble. Elle sépare. C'est complètement fou ! Une situation absurde. Et finalement aussi l'aboutissement d'une certaine décadence intellectuelle. Malheureusement. Mais je suis un héros de la vie ! C'est pourquoi je dois me coucher maintenant, sinon vous ne m'aurez plus que comme un cadavre sur la scène ce soir. c'est fou ! Une situation absurde. Et finalement aussi l'aboutissement d'une certaine décadence intellectuelle. Malheureusement. Mais je suis un héros de la vie ! C'est pourquoi je dois me coucher maintenant, sinon vous ne m'aurez plus que comme un cadavre sur la scène ce soir.