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TOBIAS MORETTI
„Nur ein Miteinander und das Gegenüber im Dialog“
Schauspieler Tobias Moretti tritt am Freitag mit Kleists Lustspiel „Der zerbrochene Krug“ bei den Salzburger Festspielen auf. Im Vorfeld gab er der „Krone“ einen tieferen Einblick in seine Gefühls- und Arbeitswelt.
„Krone“: Sie verkörpern bei den Tiroler Volksschauspielen in Kleists einzigem Lustspiel „Der zerbrochene Krug“ den machtbesessenen Dorfrichter Adam – und gastieren damit heute bei den Salzburger Festspielen. Verspüren Sie vor solchen Bühnen-Auftritten noch Nervosität?
Tobias Moretti: Sobald die technischen Hürden beseitigt sind und man sich nur auf seine eigene Rolle und auf das Miteinander mit dem Ensemble konzentrieren kann, gibt es nur noch die übliche Anspannung. Und die ist ja sehr positiv, es herrscht sozusagen das Konzentrationsadrenalin vor.
Beim Publikum in Tirol ist die rasante „Telfs-Auslegung“ des klassischen Stoffs unter der Intendanz ihres Bruders Gregor Bloéb ein echter Publikumshit. Gibt es beim heutigen Salzburger „Lkw-Gastspiel“ Unterschiede zur Telfs-Aufführung?
Eigentlich ist fast alles gleich, wir werden nur mit ein paar Namen etwas Lokalkolorit hinzufügen. Ein weiterer kleiner Unterschied ist, dass es uns nicht möglich war, zuvor in Salzburg zu proben. Wir haben jedoch die Dimensionen des Lkw ausgemessen und hoffen, dass es sich in den engen Gassen ausgeht. Und die Wetterprognose für unseren Freiluft-Kleist ist auch nicht schlecht. Es wird ein wunderbares Kulturabenteuer.
hr Sohn Lenz Moretti ist Teil des Ensembles und empfindet es als „Riesenspaß und eine Ehre“, mit Ihnen gemeinsam auf der Bühne zu stehen. Wie geht es Ihnen dabei?
Er hat mit seiner Interpretation eine wunderbare Figur geschaffen, zugleich skurril und existenziell. In dem Moment, in dem ich auf der Bühne stehe, ist es für mich allerdings nicht mehr relevant, wer mit wem in welcher Beziehung steht. Es gibt da für mich nur mehr ein Miteinander und das Gegenüber im Dialog.
Von 2017 bis 2020 haben Sie bei den Salzburger Festspielen den „Jedermann“ verkörpert. Als eine Lungenentzündung Sie 2018 zwang, eine Pause einzulegen, sprang Ihr Kollege Philipp Hochmair für Sie ein. Heuer spielt er ja schon zum zweiten Mal den „Jedermann“ – in einer neuen Inszenierung. Haben Sie ihn in dieser Inszenierung schon einmal gesehen?
Letztes Jahr habe ich den ganzen Sommer zeitgleich gespielt und gedreht, aber heuer werde ich mir das Stück sicher anschauen. Ich freue mich auch schon darauf. Und ich glaube auch, dass eine Neuauflage dem Stück sehr gut tut, denn die Interpretation von Michael Sturminger konnte nach diesen mehreren Jahren auch einmal eine Ablösung brauchen
Sie sind schon Jahrzehnte im Geschäft und als vielseitiger Charakterdarsteller einer der renommiertesten Schauspieler im deutschsprachigen Raum. Wie fühlen Sie sich in Ihrem Berufsleben im Vergleich zu Ihrem Anfang?
In den 90er und ersten 2000er-Jahrzehnten waren Entwicklungen oder Tendenzen im Theater und im Film vor allem inhaltlich motiviert. Natürlich gibt es mittlerweile andere Auslotungen, Corona war da auch ein Schnitt. Es ist einfach enger geworden, es ist weniger Geld da, es gibt mehr Angst, etwas falsch zu machen, sowohl im redaktionellen als auch im künstlerischen Bereich. Im Theater haben wir im deutschsprachigen Raum im Moment diese Auslastungsproblematik, die mitunter auch mit Niederschwelligkeits-Bestrebungen und Ideologisierungen zu tun hat, die die Inhalte auch manchmal eher trivialisieren, als dass sie eine literarische Interpretation, auch im politischen Sinne, geben. Theater und die Häuser, die immer zu 100 oder 90 Prozent ausgelastet waren, haben plötzlich nur noch die Hälfte der Auslastungen; da spielt man der falschen Seite in die Hände.
Half es Ihnen als Schauspieler, eine energiegeladene Persönlichkeit mit südländischem Temperament zu sein?
Ich weiß nicht, ob das Temperament eine Rolle spielt für die Qualität einer Schauspielerin oder eines Schauspielers. Es gibt auch wirklich höchst interessante, fantastische Schauspieler, die im wirklichen Leben sehr introvertiert sind. Und vice versa. Mein Bestreben war immer, kontinuierlich zu lernen und mir von guten Schauspielern Interpretationsmöglichkeiten zu erarbeiten. Ich wollte immer nur ein guter Schauspieler werden und sein. Natürlich habe ich das Glück gehabt, mit großartigen Regisseurinnen und Regisseuren zu arbeiten. Sowohl auf der Bühne als auch im Film.
Haben Sie in Sachen Schauspielerei eigentlich schon Ihr „Lebenswerk“ vollbracht?
Was soll das sein? Ein Lebenswerk von einem Schauspieler ist dann fertig, wenn das Leben fertig ist und keine spannende Figur mehr auf der Schwelle steht. Unsere Intention ist es zu interpretieren und das Hier und Jetzt zu reflektieren.
Am 4. August beenden Sie voraussichtlich die Dreharbeiten zur mehrteiligen Thriller-Serie „Gnadenlos“!
Ja, genau. In „Gnadenlos“ sitzt die Ermittlerin Lea acht Jahre lang unschuldig im Gefängnis. Ich bin einer ihrer Gegenspieler. Die Regie führt Umut Dağ. Er ist ein fantastischer, unglaublich analytischer und wirklich herausragender Regisseur. Ich habe mit ihm auch schon einen Landkrimi gemacht. Gleichzeitig zu „Gnadenlos“ habe ich auch noch den TV-Zweiteiler „München Beats“ gedreht, der Ereignisse mit zwei fiktiven Familiengeschichten verbindet. Mimi Ketzele inszeniert die Serie, die von wahren Begebenheiten im München der 1990er Jahre inspiriert ist.
Würden Sie nochmals zwei Filme gleichzeitig und dabei noch an unterschiedlichen Locations drehen?
Das war nicht so geplant. Aber in unserer Branche verschieben sich die Projekte derzeit oft. Aber beiden Firmen ist es gelungen, durch tolle Logistik und Wollen das möglich zu machen. Das Hin und Her zwischen Wien, Salzburg und München war schon manchmal eine sportliche Herausforderung, aber nun ist das vorbei, und wir konzentrieren uns nur noch auf den „Krug“.
Kronen Zeitung – Recka Hamman
TOBIAS MORETTI
«Seulement une interaction et un dialogue avec l’autre»
L'acteur Tobias Moretti interprétera la comédie de Kleist «La Cruche cassée» au Festival de Salzbourg vendredi. En avant-première, il a donné au journal «Krone» un aperçu plus approfondi de son univers émotionnel et professionnel.
« Krone » : Vous incarnez Adam, le juge du village, obsédé par le pouvoir, dans la seule comédie de Kleist, « La cruche cassée », au Tiroler Volksschauspielen, et vous êtes aujourd'hui au festival de Salzbourg. Ressentez-vous encore de la nervosité avant de monter sur scène ?
Tobias Moretti : Dès que les obstacles techniques sont levés et que l'on peut se concentrer uniquement sur son propre rôle et sur la collaboration avec la troupe, il n'y a plus que la tension habituelle. Et celle-ci est très positive, c'est pour ainsi dire l'adrénaline de la concentration qui prédomine.
Auprès du public tyrolien, l'« interprétation de Telfs » au rythme effréné du sujet classique, sous la direction de votre frère Gregor Bloéb, est un véritable succès public. Y a-t-il des différences entre le « spectacle en camion » d'aujourd'hui à Salzbourg et la représentation de Telfs ?
En fait, presque tout est identique, nous allons juste ajouter un peu de couleur locale avec quelques noms. Une autre petite différence est qu'il ne nous a pas été possible de répéter auparavant à Salzbourg. Nous avons toutefois mesuré les dimensions du camion et espérons que cela sera possible dans les ruelles étroites. Et les prévisions météorologiques pour notre Kleist en plein air ne sont pas mauvaises non plus. Ce sera une merveilleuse aventure culturelle.
Votre fils Lenz Moretti fait partie de la troupe et considère que c'est « un énorme plaisir et un honneur » d'être sur scène avec vous. Comment le resssentez-vous ?
Avec son interprétation, il a créé un personnage merveilleux, à la fois bizarre et existentiel. Mais à partir du moment où je suis sur scène, je ne me soucie plus de savoir qui est avec qui et dans quelle relation. Pour moi, il n'y a plus qu'une interaction et un dialogue avec l'autre.
De 2017 à 2020, vous avez incarné « Jedermann » au Festival de Salzbourg. Lorsqu'une pneumonie vous a contraint à faire une pause en 2018, c'est votre collègue Philipp Hochmair qui vous a remplacé. Cette année, il joue déjà pour la deuxième fois « Jedermann » dans une nouvelle mise en scène. L'avez-vous déjà vu dans cette mise en scène ?
L'année dernière, j'ai joué et tourné tout l'été en même temps, mais cette année, je vais certainement voir la pièce. Je m'en réjouis d'ailleurs déjà. Et je pense aussi qu'une nouvelle version serait très bénéfique pour la pièce, car l'interprétation de Michael Sturminger aurait certainement besoin d'être rafraîchie après tant d'années.
Vous évoluez dans ce métier depuis des décennies et, en tant qu'acteur polyvalent, vous êtes l'un des acteurs les plus renommés de l'espace germanophone. Quel regard portez-vous sur votre vie professionnelle depuis vos débuts ?
Dans les années 1990 et au début des années 2000, les évolutions et les tendances du théâtre et du cinéma étaient principalement motivées par le contenu. Bien sûr, d'autres explorations ont été menées aujourd'hui ; la pandémie de coronavirus a également joué un rôle. La situation est devenue plus difficile, les budgets sont moins importants et la peur de l'erreur, tant sur le plan éditorial qu'artistique, est plus forte. Au théâtre, nous sommes actuellement confrontés à ce problème de capacité dans l'espace germanophone, en partie lié à des pratiques trop restrictives et à des idéologies qui banalisent parfois le contenu au lieu d'en proposer une interprétation littéraire, voire politique. Les théâtres et les salles qui étaient toujours à 100 ou 90 % de leur capacité se retrouvent soudainement à moitié pleines ; on joue ainsi les mauvaises cartes.
Le fait d'être une personnalité énergique au tempérament méridional vous a-t-il aidé en tant qu'acteur ?
Je ne sais pas si le tempérament joue un rôle dans la qualité d'une actrice ou d'un acteur. Il y a aussi des acteurs vraiment très intéressants, fantastiques, qui sont très introvertis dans la vie réelle. Et vice versa. Je me suis toujours efforcé d'apprendre en permanence et d'obtenir de bons acteurs des possibilités d'interprétation. Tout ce que j'ai toujours voulu, c'est devenir et être un bon acteur. Bien sûr, j'ai eu la chance de travailler avec de grands metteurs en scène. Aussi bien sur scène qu'au cinéma.
Avez-vous déjà accompli l'œuvre de votre vie d'acteur ?
Qu'est-ce que cela signifie ? L'œuvre d'un acteur est achevée lorsque sa vie est terminée et qu'il ne reste plus de personnages passionnants à découvrir. Notre objectif est d'interpréter et de refléter l'instant présent.
Le 4 août, vous terminerez probablement le tournage de la série de thrillers en plusieurs épisodes « Gnadenlos » !
Oui, c'est ça. Dans « Gnadenlos », l'enquêtrice Léa croupit en prison pendant huit ans, alors qu’elle est innocente. Je suis l'un de ses adversaires. La mise en scène est assurée par Umut Dağ. C'est un réalisateur fantastique, incroyablement analytique et vraiment remarquable. J'ai déjà réalisé avec lui un polar régional. Parallèlement à « Gnadenlos », j'ai également tourné le téléfilm en deux parties « München Beats », qui associe des événements à deux histoires de famille fictives. Mimi Ketzele met en scène la série, qui s'inspire de faits réels survenus à Munich dans les années 1990.
Tourneriez-vous à nouveau deux films en même temps, dans des lieux différents?
Ce n'était pas prévu. Mais dans notre secteur, les projets sont souvent reportés de nos jours. Les deux sociétés ont réussi à rendre cela possible grâce à une logistique et une détermination exceptionnelles. Les allers-retours entre Vienne, Salzbourg et Munich ont parfois été un défi sportif, mais maintenant c'est terminé et nous nous concentrons uniquement sur la «cruche»
Kronen Zeitung – Recka Hamman