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"Familie ist mühsam, nervig. Und eine Erlösung"
Tobias Moretti wuchs im Sozialbau auf und wurde zu einem der bekanntesten deutschsprachigen Schauspieler. Wie seine Herkunft ihn geprägt hat – und warum seine Ehe hält.
Interview: Johannes Ehrmann und Lisa Seelig
14. September 2025
Zum Interview im ältesten Gasthof Tirols, dem Mellaunerhof in Pettnau, kommt Tobias Moretti auf dem Geländemotorrad. Am Vorabend hat er mit seinem Sohn im Nachbarort noch Kleists "Der zerbrochne Krug" gespielt. Moretti wirkt ein wenig erschöpft. In der Nähe bewirtschaftet er mit seiner Familie seit mehr als 20 Jahren einen Bergbauernhof. Gerade ist Erntezeit und viel zu tun.
DIE ZEIT: Sie sind in den 1960er-Jahren mit drei Brüdern in der Nähe von Innsbruck in beengten Verhältnissen aufgewachsen. Wie erinnern Sie sich an Ihre Kindheit?
Tobias Moretti: Anfangs haben wir uns zu viert ein Zimmer geteilt, später dann zwei. Das war für uns völlig normal. Ich habe das nie als eingeschränkt empfunden. Es gab immer Raum für Instrumente, Musik zu machen war sehr wichtig im Elternhaus. Wir waren eine Art unbürgerlich-bürgerliche Familie: Meine Eltern waren eine sonderbare Mischung, nicht nur äußerlich, meine Mama mit 1,50 Meter, mein Vater mit 1,80 Meter. Sie kam aus dem höheren Bildungsbürgertum, er woanders her.
ZEIT: Was meinen Sie damit: woanders her?
Moretti: Mein Vater kam aus einem gesellschaftlichen Vakuum. Vor dem Krieg kam er in ein Waisenhaus und später in ein Heim, dort hat er seine Schulzeit verbracht. Für einen sensiblen Geist wie ihn muss das furchtbar gewesen sein. Er hat darunter ein Leben lang gelitten. Er hatte anfangs keinen festen Beruf, machte hier und da Gelegenheitsjobs. Meine Mama war gefestigt in ihrer Welt und Herkunft.
ZEIT: Wie haben sich Ihre Eltern, die aus zwei so unterschiedlichen Welten kamen, kennengelernt?
Moretti: Meine Mutter war wohl auf der Abschlussfahrt ihrer Lehrerbildungsanstalt, als sie sich begegnet sind. Mein Vater hat sie auf ein halbes Stück Kuchen eingeladen. Auf ein halbes! Sie dachte sich, so ein blöder Affe. Aber dann hat es sie doch erwischt und sie blieben ihr Leben lang zusammen, obwohl sie so verschieden waren.
ZEIT: Warum hielten Ihre Eltern es trotz allem so lange miteinander aus?
Moretti: Es begann mit einer großen Liebe. Besonders meine Mama hat eine hohe soziale Qualität gehabt, eine Klarheit, sie konnte die Menschen so nehmen, wie sie sind, und auch das Leben. Andererseits hat sie sich natürlich auch schlicht an ein sehr traditionelles Rollenverständnis gehalten. Wenn sie ihn nicht ausgehalten hat, hat sie immer gesagt: Niemand hat mich gezwungen, diesen Mann zu heiraten. Ich habe es freiwillig getan, und das halte ich nun für die Kinder durch.
ZEIT: Mit was für einer Vaterfigur sind Sie aufgewachsen?
Moretti: Mein Vater war so eine Art Tänzerfigur, nicht zu greifen. Er hat immer mit uns Späße gemacht. Er hatte keinerlei autoritäre Bedrohlichkeit. Meine drei Brüder und ich sind vor allem mit unserer Mutter aufgewachsen, aber mein Vater war trotzdem immer zur Stelle, wenn wir ihn gebraucht haben.
ZEIT: In welchen Momenten brauchten Sie ihn?
Moretti: Wenn wir den üblichen pubertären Mist gebaut hatten, etwa ein Moped ungefragt ausgeliehen hatten oder in alte Gebäude eingestiegen waren, solche Sachen.
ZEIT: Ungefragt ausgeliehen … ?
Moretti: Wir sahen das damals im Jugendalter wohl nicht ganz so eng, es waren die Siebzigerjahre. Mein Vater kam dann zur Polizeistube und holte mich ab. In solchen Situationen war in unserer Familie auch für die Freunde und Freundinnen immer Platz, wir waren so etwas wie eine Anlaufstelle, weil meine Eltern nicht so konservativ-bürgerlich waren. Mein Vater und meine Mutter waren sehr nahbar.
ZEIT: Wenn Ihr Vater für Sie nicht greifbar war: An welchen Männern orientierten Sie sich?
Moretti: Er war schon präsent, aber nicht zu fassen. Meine Vorbilder waren eine andere Art von Männern. Einer war Bergsteiger, er ist schon gestorben, der Inbegriff von Verlässlichkeit, mit einer Disziplin und auch mit einer Bedingungslosigkeit für sich und für andere. Da dachte ich mir: So will ich auch werden. Obwohl oder gerade weil ich's nicht war. Ich war mir zu sensibel, zu ausgeliefert. Ich habe die Dinge eher umschifft als angepackt.
ZEIT:Wer oder was hat Sie als Kind und Jugendlicher geprägt?
Moretti: Ganz wichtig war für mich ein jesuitisches Jugendzentrum in Innsbruck, die Jugendlichen kamen aus dem ganzen Umland. Es war ein anarchischer, aber christlicher Ort. Die Leitung hatte Pater Sigmund Kripp, er fiel später beim damaligen Bischof in Ungnade. Er hat die Jugend zu einer kritischen Vernunft aufgefordert. Und zu Eigenverantwortung. Die Älteren kümmerten sich um die Jüngeren. Das war ein Aufwachsen mit allen Möglichkeiten und Träumen, aber auch mit einer sozialen Bodenhaftung. Man kann ja viel über soziale Prinzipien sprechen, aber es nützt alles nichts, wenn du nicht danach handelst.
ZEIT: Was meinen Sie damit?
Moretti: Alle Jugendlichen mussten dort mit anpacken, etwas bauen, Verantwortung übernehmen für die Jüngeren. Die akademische Welt und die handwerklich geprägte waren nicht so stark getrennt. Das war auch in meinem Elternhaus so. Meine Mama sagte: Wenn wir uns keine Bilder leisten können, malen wir uns eben selbst welche.
ZEIT: Als Sie aus Ihrer Heimat nach München auf die Schauspielschule gingen, haben Sie im ersten Jahr praktisch nichts gesagt, haben Sie einma in einem Interview erzählt.Warum war das so?
Moretti: Meine Herkunft war eine andere als die der meisten anderen Studenten. Ich konnte zwar alles vorspielen, hatte aber kein rhetorisches Werkzeug. Ich habe mich geniert, mit meinem Dialekt etwas auszudrücken. Und meine Sprache anzupassen – das konnte ich noch nicht. In den ersten Monaten haben die geglaubt, das ist ein Stummer.
ZEIT: Hat man sie anders behandelt, weil sie einen österreichischen Dialekt sprachen? Von oben herab?
Moretti: Nein, gar nicht, aber ich kam mir schon vor wie ein Exot. Ich habe anfangs noch kein Sprachwerkzeug gehabt für diese intellektuelle Welt. Wir hatten dort tolle Lehrer wie Gerda Marko oder den großartigen André Müller als Literaturprofessor. Der hat jeden Text analytisch zerlegt und eingebettet in historische und politische Zusammenhänge. Ich habe zwar das erste halbe Jahr die Pappen nicht aufgekriegt – aber ich habe zugehört.
ZEIT: Vorhin sprachen wir über die Ehe Ihrer Eltern. Sie selbst sind seit 28 Jahren mit Ihrer Frau verheiratet …
Moretti:… ach so?
ZEIT: Begehen Sie keine Hochzeitstage?
Moretti: Doch, natürlich. Aber der Tag fällt jedes Mal anders aus, es gibt bei uns keine besondere Dramaturgie oder feste Rituale.
ZEIT: Wie hat Ihre Beziehung begonnen?
Moretti: Wir haben uns beim Essen mit Freunden kennengelernt, und es ging in unserem ersten Gespräch gleich um Musik. Sie studierte Spanisch und Englisch und hatte sich gerade entschieden, Barockoboe in Frankreich zu studieren. Ich war Anfang 30, sie zehn Jahre jünger. Ich hatte vorher noch nie jemanden kennengelernt, bei dem sich Intellekt und Warmherzigkeit so verbunden haben. Und als wir uns dann später zum ersten Mal gestritten haben, hat sie mit so viel Ruhe und Souveränität argumentiert – das fand ich ziemlich cool.
ZEIT: Sie betreiben seit vielen Jahren gemeinsam mit Ihrer Frau einen Bergbauernhof in Tirol.
Moretti: Wir leben hier ein Leben, das für viele nicht nachvollziehbar ist in seiner Gegensätzlichkeit. Neben unseren Künstlerberufen haben wir mittlerweile eine Vollerwerbslandwirtschaft. Eigentlich sind das zwei Lebensformen, die sich gegenseitig ausschließen. Wenn du in der Nacht heimkommst vom Burgtheater oder von einer Probe, musst du am nächsten Morgen trotzdem ran. Oft hängen da ja Leute mit dran, die helfen. Ich merke, je älter ich werde, desto schwieriger wird der Spagat.
ZEIT: Heute versuchen immer mehr Elternpaare, sich die Care-Arbeit zu teilen. Wie war das bei Ihnen?
Moretti:Was die Kinder angeht, gerade im frühen Alter und dann in der Schule, hat meine Frau den Hauptteil gemacht, das wäre bei meinem Beruf gar nicht anders möglich gewesen. In unserem Betrieb ist es zwischen uns gut aufgeteilt. Sie kümmert sich um die Logistik und den Vertrieb, und sie ist ein Technikfreak, wenn es um Digitales, Elektronik und solche Dinge geht. Die Maschinen übernehme ich. Es ist wichtig, dass man sich gegenseitig nicht alles aufrechnet – das hat sie mal gesagt.
ZEIT:Sie waren als Schauspieler immer viel unterwegs. Und 2013 nahmen Sie an einer mehrwöchigen Motorrad-Rallye durch Afrika teil, ein Jahr dauerte die Vorbereitung.
Moretti: Das war sicher eines der herausforderndsten, prägendsten, aber auch grenzwertigsten Abenteuer meines Lebens. Für meine Familie war es der glatte Wahnsinn. Als Vater von drei Kindern an einem Rennen teilzunehmen, in dem du jeden Tag zehnmal sterben kannst, wenn du nicht aufpasst! Wahrscheinlich hatte es etwas mit einer Art Männlichkeitsgen zu tun. Aus heutiger Sicht würde ich so was nie mehr machen, aber es gab irgendwann kein Zurück mehr. Meine Frau war damals von einer unfassbaren Größe, mich da nicht aufzuhalten, sondern zu sagen: Er braucht jetzt Halt, aber keinen Vorwurf. Obwohl sie mir schon klar gesagt hat: Wenn du nicht zurückkommst, wird sich unsere Jüngste später gar nicht mehr an dich erinnern. Unsere Tochter war damals gerade zwei Jahre alt.
ZEIT: Woher kam Ihr Drang, etwas so Gefährliches zu machen?
Moretti: Ich weiß es selbst nicht, irgendwie war er immer da. Schon im Kindergarten auf dem Dreirad musste ich immer einen überholen. Mit 15, 16 habe ich schon heimlich gearbeitet, um mir eine Rennlizenz leisten zu können, mein Bruder unterschrieb, weil ich eigentlich noch zu jung war. Ich bin Motorradrennen gefahren, irgendwann war ich mit dem Kopf an der Leitplanke. Der liebe Gott hat auf einen Trottel wie mich da sehr geschaut.
ZEIT: Ihre Frau wurde 2022 auf Ihrem Bauernhof bei einem Quad-Unfall schwer verletzt, als sie vom Weg abkam und einen steilen Hang herabstürzte.
Moretti: Das war ein unglaublicher Schlag. Dass sie überlebt hat und nicht querschnittsgelähmt ist, ist ein doppeltes Wunder. Ihre Wirbelsäule war nach dem Unfall völlig zerstört, aber wir hatten fantastische Ärzte. Meine Frau und wir alle haben unfassbares Glück gehabt.
ZEIT: Sie sprachen nach dem Unfall öffentlich davon, dass Sie dankbar seien.
Moretti: Einfach, weil sie noch lebt. Ich habe den Unfall selbst miterlebt, unsere Jüngste auch. Der Rettungshubschrauber war 40 Minuten in der Luft, bis er meine Frau bergen konnte. Ich bewundere zutiefst, mit was für einer unglaublichen Kraft und Disziplin sie diese Situation gemeistert hat. Und dann sogar sagte: "Der Tag des Unfalls ist der glücklichste Tag meines Lebens."
ZEIT:28 Jahre Ehe, das gelingt nicht mehr vielen. Wie schaffen Ihre Frau und Sie es, zusammenzubleiben?
Moretti: Wir hatten natürlich auch unsere Auseinandersetzungen. Es gibt so viele Fallen, in die man hineintappt, auch als junges Paar. Das geht schon los, wenn die Kinder ganz klein sind; als die Kleine ein knappes Jahr war, war mir das zu viel, dass wir nur noch zu dritt waren, es ist ja wichtig, dass man seine Intimität zu zweit auch noch hat. Also haben wir darüber geredet, es geht ja oft nur darum, dass man's ausspricht. Das Wichtigste ist, glaube ich, dass man bei all den Rollen, die man im Laufe des Lebens bekommt, als Eltern, bei der Arbeit, im Zusammenleben, immer noch ein Liebespaar bleibt. Der Alltag ist einfach eine Sau, und man muss schauen, dass der nicht alles auffrisst. Das ist uns sicher auch nicht immer gelungen.
ZEIT: Haben Sie ein Beispiel?
Moretti: An unserem 25. Hochzeitstag gab es aus dem Nichts heraus einen Riesenstreit. Ich wollte unbedingt, dass wir alle gemeinsam Musik machen. Meine Kinder hatten aber keine Lust. Plötzlich waren die Kinder gegen den Vater, die Mutter für die Kinder, ich gegen alle … Ich dachte schon, wir müssen alles abbrechen, alle Gäste ausladen. Eine Stunde später haben wir uns dann doch noch zusammengesetzt und geredet, meine Frau und ich.
ZEIT: Und?
Moretti: Naja. Man lacht, man weint, man haut auch mal aus Wut auf den Tisch. Am Schluss geht's wieder.Wir haben dann ein richtig schönes Fest gehabt. Das alles ist Familie. Es ist mühsam, es ist nervig, es ist schön. Und es ist Erlösung.
« La famille, c'est pénible, c'est agaçant. Et c'est un soulagement. »
Tobias Moretti a grandi dans un quartier populaire et est devenu l'un des acteurs germanophones les plus connus. Comment ses origines l'ont marqué – et pourquoi son mariage tient bon.
Interview: Johannes Ehrmann et Lisa Seelig
14. Septembre 2025
Tobias Moretti arrive à l'interview dans la plus ancienne auberge du Tyrol, le Mellaunerhof à Pettnau, sur sa moto tout-terrain. La veille, il a joué avec son fils dans le village voisin la pièce « Der zerbrochne Krug » (La cruche cassée) de Kleist. Moretti semble un peu fatigué. Avec sa famille, il exploite depuis plus de 20 ans une ferme de montagne à proximité. C'est actuellement la période des récoltes et il y a beaucoup à faire.
DIE ZEIT : Vous avez grandi dans les années 1960 avec vos trois frères dans des conditions exiguës près d'Innsbruck. Quel souvenir gardez-vous de votre enfance ?
Tobias Moretti : Au début, nous partagions une chambre à quatre, puis deux plus tard. C'était tout à fait normal pour nous. Je n'ai jamais trouvé cela contraignant. Il y avait toujours de la place pour les instruments, faire de la musique était très important chez nous. Nous étions une sorte de famille bourgeoise non conventionnelle : mes parents formaient un mélange étrange, pas seulement physiquement, ma mère mesurant 1,50 mètre et mon père 1,80 mètre. Elle venait de la haute bourgeoisie, lui d'ailleurs.
ZEIT : Que voulez-vous dire par « d'ailleurs » ?
Moretti : Mon père venait d'un vide social. Avant la guerre, il a été placé dans un orphelinat, puis dans un foyer, où il a fait sa scolarité. Pour une äme sensible comme la sienne, cela a dû être terrible. Il en a souffert toute sa vie. Au début, il n'avait pas de profession stable, il faisait des petits boulots ici et là. Ma mère était bien ancrée dans son monde et ses origines.
ZEIT : Comment vos parents, qui venaient de deux mondes si différents, se sont-ils rencontrés ?
Moretti : Ma mère était probablement en voyage de fin d'études à son institut de formation des enseignants lorsqu'ils se sont rencontrés. Mon père l'a invitée à manger un demi-morceau de gâteau. Un demi-morceau ! Elle s'est dit : « Quel idiot ! ». Mais elle a fini par craquer et ils sont restés ensemble toute leur vie, même s'ils étaient très différents.
ZEIT : Pourquoi vos parents sont-ils restés ensemble aussi longtemps malgré tout ?
Moretti : Tout a commencé par un grand amour. Ma mère, en particulier, avait une grande qualité sociale, une grande lucidité, elle savait accepter les gens tels qu'ils étaient, ainsi que la vie. D'un autre côté, elle adhérait bien sûr à une conception très traditionnelle des rôles. Quand elle ne le supportait plus, elle disait toujours : « Personne ne m'a forcée à épouser cet homme. Je l'ai fait de mon plein gré, et je vais maintenant assumer cela pour les enfants.
ZEIT : Avec quel type de figure paternelle avez-vous grandi ?
Moretti : Mon père était une sorte de danseur, insaisissable. Il plaisantait toujours avec nous. Il n'avait rien d'autoritaire ni d'intimidant. Mes trois frères et moi avons surtout grandi avec notre mère, mais mon père était toujours là quand nous avions besoin de lui.
ZEIT : Dans quelles situations aviez-vous besoin de lui ?
Moretti : Quand nous avions fait les bêtises habituelles des adolescents, comme emprunter une mobylette sans permission ou nous introduire dans de vieux bâtiments, ce genre de choses.
ZEIT : Emprunter sans demander l’autorisation…?
Moretti : On ne prenait probablement pas ça très au sérieux à l’époque, quand on était adolescents; c’était dans les années 1970. Mon père venait me chercher au commissariat. Dans ces situations-là, il y avait toujours de la place dans notre famille pour des amis ; on était un peu un point de contact, car mes parents n’étaient pas si conservateurs et issus de la classe moyenne. Mon père et ma mère étaient très accessibles.
ZEIT : Si votre père n'était pas présent pour vous, quels hommes vous ont servi de modèles ?
Moretti : Il était présent, mais insaisissable. Mes modèles étaient d'un autre genre. L'un d'eux était alpiniste, il est décédé aujourd'hui, c'était l'incarnation même de la fiabilité, avec une discipline et une abnégation sans faille pour lui-même et pour les autres. Je me suis dit : « Je veux devenir comme lui. » Même si, ou justement parce que je ne l'étais pas. J'étais trop sensible, trop vulnérable. J'avais tendance à contourner les problèmes plutôt que de les affronter.
ZEIT : Qui ou quoi vous a marqué pendant votre enfance et votre adolescence ?
Moretti : Un centre de jeunesse jésuite à Innsbruck, où se rendaient des jeunes de toute la région, a joué un rôle très important pour moi. C'était un lieu anarchique, mais chrétien. Il était dirigé par le père Sigmund Kripp, qui est ensuite tombé en disgrâce auprès de l'évêque de l'époque. Il encourageait les jeunes à faire preuve d'esprit critique et à prendre leurs responsabilités. Les plus âgés s'occupaient des plus jeunes. C'était une enfance pleine de possibilités et de rêves, mais aussi ancrée dans la réalité sociale. On peut beaucoup parler de principes sociaux, mais cela ne sert à rien si on n'agit pas en conséquence.
ZEIT : Que voulez-vous dire par là ?
Moretti : Tous les jeunes devaient mettre la main à la pâte, construire quelque chose, assumer des responsabilités pour les plus jeunes. Le monde universitaire et le monde artisanal n'étaient pas si séparés. C'était aussi le cas dans ma famille. Ma mère disait : si nous ne pouvons pas nous offrir des tableaux, nous les peignons nous-mêmes.
ZEIT : Lorsque vous avez quitté votre région natale pour aller à l'école de théâtre de Munich, vous n'avez pratiquement rien dit pendant la première année, comme vous l'avez raconté dans une interview. Pourquoi ?
Moretti : Mes origines étaient différentes de celles de la plupart des autres étudiants. Je pouvais certes tout jouer, mais je ne disposais d'aucun outil rhétorique. J'étais gêné d'exprimer quelque chose dans mon dialecte. Et je ne savais pas encore adapter mon langage. Les premiers mois, ils pensaient que j'étais muet.
ZEIT : Vous traitait-on différemment parce que vous parliez un dialecte autrichien ? Avec condescendance ?
Moretti : Non, pas du tout, mais je me sentais tout de même comme un étranger. Au début, je ne disposais pas encore des outils linguistiques nécessaires pour m'exprimer dans ce monde intellectuel. Nous avions là-bas des professeurs formidables, comme Gerda Marko ou le grand André Müller, professeur de littérature. Il décomposait chaque texte de manière analytique et le replaçait dans son contexte historique et politique. Je n'ai certes pas ouvert les yeux pendant les six premiers mois, mais j'ai écouté.
ZEIT : Tout à l'heure, nous avons parlé du mariage de vos parents. Vous-même êtes marié depuis 28 ans...
Moretti :... Ah bon ?
ZEIT : Vous ne fêtez pas vos anniversaires de mariage ?
Moretti : Si, bien sûr. Mais chaque fois, c'est différent, nous n'avons pas de rituel particulier ni de cérémonie fixe.
ZEIT : Comment votre relation a-t-elle commencé ?
Moretti : Nous nous sommes rencontrés lors d'un dîner entre amis, et notre première conversation a tout de suite porté sur la musique. Elle étudiait l'espagnol et l'anglais et venait de décider d'étudier le hautbois baroque en France. J'avais une trentaine d'années, elle avait dix ans de moins que moi. Je n'avais jamais rencontré quelqu'un qui alliait à ce point intelligence et chaleur humaine. Et lorsque nous nous sommes disputés pour la première fois, elle a argumenté avec beaucoup de calme et d'assurance, ce que j'ai trouvé plutôt cool.
ZEIT : Depuis de nombreuses années, vous exploitez avec votre femme une ferme de montagne au Tyrol.
Moretti : Nous menons ici une vie dont les contrastes sont incompréhensibles pour beaucoup. En plus de nos professions d'artistes, nous avons désormais une exploitation agricole à plein temps. En réalité, ce sont deux modes de vie qui s'excluent mutuellement. Quand tu rentres chez toi la nuit après une représentation au Burgtheater ou une répétition, tu dois quand même te lever le lendemain matin. Souvent, il y a des gens qui nous aident. Je remarque que plus je vieillis, plus cet équilibre devient difficile à trouver.
ZEIT: De nos jours, de plus en plus de parents essaient de partager les tâches familiales. Comment cela s’est-il passé pour vous?
Moretti: Concernant les enfants, surtout lorsqu'ils étaient petits, puis à l'école, ma femme s'en chargeait en grande partie ; autrement, cela n'aurait pas été possible avec mon travail. Dans notre entreprise, c'est bien réparti entre nous. Elle s'occupe de la logistique et des ventes, et c'est une experte en informatique, en électronique, etc. Je m'occupe des machines. Il est important de ne pas tout faire reposer sur les épaules de l'autre, c'est ce qu'elle a dit un jour.
ZEIT : En tant qu'acteur, vous avez toujours beaucoup voyagé. Et en 2013, vous avez participé à un rallye moto de plusieurs semaines à travers l'Afrique, dont la préparation a duré un an.
Moretti : Ce fut certainement l'une des aventures les plus difficiles, les plus marquantes, mais aussi les plus extrêmes de ma vie. Pour ma famille, c'était de la pure folie. Participer à une course où vous pouvez mourir dix fois par jour si vous ne faites pas attention, alors que vous êtes père de trois enfants ! Cela avait probablement quelque chose à voir avec une sorte de gène de la virilité. Avec le recul, je ne referais jamais une chose pareille, mais à un moment donné, il n'y avait plus de retour en arrière possible. Ma femme a fait preuve d'une grandeur incroyable en ne m'empêchant pas de partir, mais en me disant: « Il a besoin de soutien maintenant, mais pas de reproches. » Même si elle m'avait clairement dit : « Si tu ne reviens pas, notre plus jeune fille ne se souviendra plus de toi plus tard. » Notre fille avait alors tout juste deux ans.
ZEIT : D'où vous est venue cette envie de faire quelque chose d'aussi dangereux ?
Moretti : Je ne sais pas moi-même, en quelque sorte, elle a toujours été là. Déjà à la maternelle, sur mon tricycle, je devais toujours en dépasser un autre. À 15, 16 ans, je travaillais déjà en secret pour pouvoir m'offrir une licence de course, mon frère a signé parce que j'étais encore trop jeune. Je faisais des courses de moto, et un jour, je me suis retrouvé la tête contre la glissière de sécurité. Le bon Dieu a vraiment veillé sur un idiot comme moi.
ZEIT : En 2022, votre femme a été gravement blessée dans un accident de quad sur votre ferme, lorsqu'elle a quitté la route et a dévalé une pente raide.
Moretti : Ce fut un choc incroyable. Le fait qu'elle ait survécu et qu'elle ne soit pas paraplégique est un double miracle. Sa colonne vertébrale était complètement détruite après l'accident, mais nous avons eu des médecins fantastiques. Ma femme et nous tous avons eu une chance incroyable.
ZEIT : Après l'accident, vous avez déclaré publiquement que vous étiez reconnaissant.
Moretti : Tout simplement parce qu'elle est encore en vie. J'ai moi-même été témoin de l'accident, tout comme notre plus jeune fille. L'hélicoptère de secours a volé pendant 40 minutes avant de pouvoir secourir ma femme. J'admire profondément l'incroyable force et la discipline dont elle a fait preuve pour surmonter cette épreuve. Elle a même déclaré : « Le jour de l'accident est le plus beau jour de ma vie. »
ZEIT: 28 ans de mariage, peu de gens y parviennent. Comment votre femme et vous parvenez-vous à rester ensemble?
Moretti: Bien sûr, nous avons aussi eu nos disputes. Il y a tellement de pièges dans lesquels on peut tomber, même en tant que jeune couple. Cela commence déjà lorsque les enfants sont très petits; lorsque la petite avait un peu moins d'un an, c'était trop pour moi que nous ne soyons plus qu'à trois, il est important de conserver son intimité à deux. Nous en avons donc parlé, car il suffit souvent de le dire. Le plus important, je crois, c'est que l'on reste toujours un couple amoureux, malgré tous les rôles que l'on assume au cours de sa vie, en tant que parents, au travail, dans la vie commune. La vie quotidienne est tout simplement un cauchemar, et il faut veiller à ce qu'elle ne dévore pas tout. Nous n'y sommes certainement pas toujours parvenus.
ZEIT : Pouvez-vous nous donner un exemple ?
Moretti : Le jour de notre 25e anniversaire de mariage, une énorme dispute a éclaté de nulle part. Je voulais absolument que nous fassions tous de la musique ensemble. Mais mes enfants n'en avaient pas envie. Soudain, les enfants étaient contre leur père, la mère était pour les enfants, j'étais contre tout le monde... J'ai même pensé que nous devions tout annuler et décommander tous les invités. Une heure plus tard, ma femme et moi nous sommes finalement assis et avons discuté.
ZEIT : Et alors ?
Moretti : Eh bien. On rit, on pleure, on tape parfois sur la table de colère. Finalement, tout recommence. On a passé une très belle fête. C'est une histoire de famille. C'est fatigant, c'est énervant, c'est beau. Et c'est un soulagement.