TOBIAS MORETTI

TOBIAS MORETTI

Jedermann Premiere (21/07/17)

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Stol.it
https://www.stol.it/Artikel/Kultur-im-Ueberblick/Theater/Salzburger-Festspiele-Tobias-Morettis-phaenomenaler-Jedermann?

Salzburger Festspiele: Tobias Morettis phänomenaler „Jedermann“So kontrovers es auch sein mag, wenn nichts mehr ist, wie es einmal war, so einzigartig erfühlt sich der neue „Jedermann“ mit Tobias Moretti als phänomenalen Titelhelden in einer packenden (noch unfertigen) Neuinszenierung durch Michael Sturminger.Hugo von Hofmannsthals (reduziertes) Versepos „Jedermann“, schlicht eine Ikone in Salzburg, ist in der szenischen Ausformung unmissverständlich dem Untertitel verpflichtet, der auch folgerichtig – wie sonst nie – auch auf dem Programmheft steht: „Das Spiel vom Sterben des reichen Mannes!“Es ist ein Abgesang, ein irdisches Endspiel der Traurigkeit und  Melancholie ausgefüllt mit darstellerischer Exzellenz. Wetterbedingt muss diese Neuinszenierung von Domplatz ins „Große Festspielhaus“ verlegt werden, wo gleich nach dem Hochfahren des Eisernen Vorhangs ein weißer Tüllschleier – Vorhang aufleuchtet.
Wir hören eine elegische Musik von Matthias Rüegg bestens interpretiert von den Künstlern des Ensembles 013. In dieser magischen Sphäre, dieser musikalischen Endzeitstimmung, öffnet sich sachte der weiße Vorhang, dann hören wird zunächst elegische Trompetentöne die Jedermann Tobias Moretti höchstselbst auf einem Bett rücklings liegend  spielt, während – ein sehr schönes Novum – die hervorragende Buhlschaft Stefanie Reinsperger im schwarzen Negligé aus der nächtlichen Intimität heraus einem Mann lauscht, den sie sich durchaus als Gemahl vorstellen kann.

Im Morgenmantel spricht Moretti mit feinstabgeklärter Sprache zu den Ankommenden, jedoch als seine Mutter erscheint schlüpft er standesgemäß schnell ins Jackett. Edith Clever geht ihrem Sohn so gefühlvoll entgegen, sie streichelt ihn und sie spricht so liebevoll, so poetisch sinnlich geschenkt, wie nur sie es kann und ihr Sohn, dessen Vater wir nicht kennen, lauscht und lauscht in  den Raum: „der den Zuschauer umschließt und zur Einheit zusammenfaßt“ so  Hugo von Hofmannsthal, der über das Stück unmissverständlich sagte, dass sein eigentlicher Kern sich immer menschlich absolut „keiner bestimmten Zeit angehörig“ offenbart.Regisseur Michael Sturminger erzählt auf verständliche Weise, dass dieser scheinbare Reiche ein todgeweihter kranker Mensch ist.Unbestimmt, keiner Zeit angehörig? Nun Michael Sturminger holt den Jedermann in die gegenwärtige Zeitebene, weil er der Meinung ist, dass die Signifikanz des Todes für alle Menschen schwierig ist sich von der Welt zu trennen.Ausgehend von dieser jetztzeitlichen Prämisse gibt es Zweierlei, denn erstens werden die Verse in einer betörenden Natürlichkeit vorgetragen und vor – der  im Festspielhaus naturgemäß „gebauten“ – Domkulisse erleben wir ein Spiel der Superlative, das aber auch durch Bühne und Kostüme von Renate Martin und  Andreas Donhauser Bühne seine räumliche Vollendung findet.Dabei fällt natürlich auf, dass diese Inszenierung trotz guter Personenführung noch unfertig ist, wenn etwa bei den sogenannten Massenszenen eine gewisse Statik vorherrscht, weil, so der spontane Eindruck, die an sich fassungslosen Menschen die Handlungsströme mit Indifferenz verfolgenDoch es ist an sich ja ein Wunder, dass Michael Sturminger und die Seinen erst vor drei Monaten wussten, dass sie eine komplette Neuinszenierung aufzustellen hatten, wobei ihnen sofort, ja augenblicklich klar wurde die historische Geschichte, also vor der Domfassade, dem Zeitgenössischen anzunähern und zwar ganz im Sinne, wie neue und alte Architektur zusammengehören. Wobei dieses archaische Stück mit der gegenwärtigen Gesellschaftsnorm seine Endbestimmung habe sollte. Das ist blendend ausformuliert mit hervorragenden Schauspielern rund  um den fantastischen Jedermann Tobias Moretti als TodgeweihtemDie neue Schauspielchefin Bettina Hering, ja der neue Intendant Markus Hinterhäuser, beginnen mit vollstem Risiko und gewinnen. Ein absoluter Glücksfall!

Für die resolute, intelligente Bettina Hering, die heuer fast sicher das tollste Schauspiel-Programm ever verantwortet, könnte es nicht besser beginnen.Gebannt, extrem aufmerksam blickt das Publikum auf die Bühne. Es ist alles anders und das ist gut so. Tobias Moretti spielt die Seele seines Lebens immer an der Grenze des Todes. Was für Darsteller, jeder Zoll Mensch, ein Mensch der großen Hoffnungen der Sehnsüchte.Er moduliert fast immer leise sprechend seine Wörter mit feinausgeklügelten Tönen, die sich in seinen Augen widerspiegeln. Ja er ist oft bei Beteiligten unbeteiligt, weil ihn sein Leid, seine Schmerzen quälen, etwa während der Tischgesellschaft, wenn er plötzlich konvulsiv, nahe an Epilepsie, zusammenzuckt. Moretti umkreist sinnlich rührend mit autonomer Gnade die ganze Gesellschaft, ja er bindet sich an sie und sie bindet sich an ihn. Wie wunderbar ist der Kuss der Mutter Edith Clever.Aber wie leise, wie sanft rieseln die Wörter der grandiosen Buhlschaft Stefanie Reinsperger aus ihrem wundersam molligen Körper. Sie, ganz Frau, hat nichts oberflächlich Verführerisches auch nicht, wenn sie später im opulenten (!) Kristall bestückten Rosakleid verkleidet nicht mehr wahrgenommen dasteht, wartet, auf ihre unmögliche Liebe.Mit der Wucht des Szenischen fallen Tische und Requisiten in den Abgrund.Moretti liegt hilflos verlassen barfuß auf der Schräge. Beängstigend sich ans Nichts klammernd. Umso mehr berühren die „Werke“ der kranken Mavie Hörbiger, die sich an Jedermann Achseln als rettender Anker klammert, oder die tolle Szene mit Mammon Christoph Franken, der  mit seiner fast fraulich hellen Stimmen den Jedermann glatt erwürgen will.Es gibt viele, tolle Details, vieles ist noch unfertig, die Teufelsszene aber ist doch sehr konventionell in rotem Opern-Licht-Nebel, aber kurios genug, die Hölle scheint ausgerechnet unter dem Dom zu liegen.

Was bleibt sind Ovationen über Ovationen, aber wenn die Regiesparte aufritt, dann passiert nix, zunächst! Dann gibt eine „kleine“ Ablehnung. Mit Tobias Moretti und seinen ephemeren Mitspielern ist und wird dieser „Neue“ Jedermann ein Kultsymbol der Festspiele. Wetten? Denn bitte, was steht da im Weg, wenn es so gut gemacht, was nicht besser zu haben ist?Von C. F. Pichler aus Salzburg           


der standard.at
http://derstandard.at/2000061635835/Premierenabend-Skepsis-Injektion-fuer-Jedermann?

Premiere: Skepsis-Injektion für JedermannDie wunderbare Neuinszenierung des Salzburger "Jedermann" lebt – am Premierenabend regenbedingt im Festspielhaus – von der gesunden Skepsis aller BeteiligtenRonald Pohl 22. Juli 2017, 



Salzburg – Jedermann, der bußfertigste Schuft in der neueren Theaterliteratur, hat tatsächlich einen Coup gelandet. Bis vor kurzem kannte man Hugo von Hofmannsthals Dramenfigur als äußerst wohlhabenden Mann, der seiner "Buhlschaft" einen Garten "zusamt Lusthaus" spendieren will. Aus der Schenkung wird nur leider nichts mehr. Der Tod bemächtigt sich des Wüstlings, und in der äußerst langwierigen Anbahnung von Reue und Zerknirschung Jedermanns liegt der unversiegliche Reiz des stark weihrauchhaltigen Spiels.
Gröbere Änderungen des Spielverlaufs gleichen liturgischen Reformen, derentwegen man eigentlich Konzile einberufen müsste. Salzburgs Schauspielchefin Bettina Hering hat kürzeren Prozess gemacht und Michael Sturminger mit einer Neuinszenierung binnen Drei-Monats-Frist betraut. Gott scheint als Wettermacher jedenfalls ein unbedingter Parteigänger der alten Max-Reinhardt-Tradition zu sein. Unter deren frömmelndem Banner stand ja auch die etwas aufgeschminkte Spielfreudigkeit der letzten "Neudeutung" von Crouch/Mendes.Geprassel des StarkregensUnd jetzt das: Der Domplatz versinkt im Geprassel eines Starkregens. Im Inneren des Festspielhauses blickt man auf eine riesige Bühne, die mit den Überresten eines liederlichen Lebenswandels bedeckt ist: Weingläsern, Flaschen, Glocken ohne Klöppeln, den leeren Sockeln einer – bei aller Prachtentfaltung – abgehausten Gesellschaft (Ausstattung: Renate Martin, Andreas Donhauser).Eine Projektion zitiert exakt die drei mächtigen Bögen der Domfassade. Jedermann (Tobias Moretti) kuschelt sich mittlings, im ersten Stock, auf einer schwarzen Bettstatt. Das auffallend schön gewachsene Hauspersonal verwöhnt der Prinzipal mit Stößen in seine Trompete.Bettlern und Schuldnern begegnet unser Neo-Jedermann mit der etwas aasigen Bescheidwisserei eines Unterweltbosses. Moretti braucht wohl eine halbe Stunde, bis er sich die Figur des Prassers wie eine Charaktermaske überzieht. Doch schließlich bringt er die Knittelverse als Soundtrack eines akut Sterbewilligen famos zum Singen.Akuter SäkularismusSeine nicht unbeträchtliche Barschaft trägt der "reiche Mann" im Metallkoffer spazieren. Jedermann ist nicht nur unermesslich betucht; er verfolgt sogar eine Mission! Den Dom möchte er käuflich erwerben, um ihn in ein "Refugium" für sich und seine gehemmt wirkende Buhlschaft zu verwandeln. Dort, wo das Taufbecken hängt, soll eine Badestube entstehen. Man begreift in der Sekunde, dass es für diesen verstockten Wüstling mit einfachen Bußübungen nicht getan sein wird. Die Diagnose von Jedermanns Krankheit lautet: akuter Säkularismus, verschlimmert durch Aspekte progredierender Blasphemie.Sturmingers "Jedermann"-Inszenierung ist denn auch eine prachtvoll paradoxe Unternehmung. Sie attestiert uns und Hofmannsthal unrettbare Gottlosigkeit. Aus dem Gastmahl entsteht ein flackerndes Delirium mit hydraulisch nach vorne kippendem Marmorboden.Moretti flirrt und zuckt und krabbelt wie ein Käfer, nur um dem stark tätowierten Tod in Frauenkleidern (Peter Lohmeyer) zu entkommen. Das Klima hier kündet von allen Schattierungen der Todesangst. Kein Wunder, dass die kräftige junge Buhlschaft (Stefanie Reinsperger) recht früh ihre Solidarität mit dem moribunden Gönner aufkündigt. Man hat freilich schon lange nicht eine so blasse, befangen wirkende Liebesgespielin gesehen.Vorleistung in GlaubensdingenOhne besondere Rücksichtnahme auf das Weihrauchfass beutelt Sturminger Hofmannsthals Text unsanft durch. Auch das lässt sich als kleine Vorleistung in Glaubensdingen verstehen: Gib dein Geheimnis preis, scheint dieser Spielleiter vom dubiosen Text zu verlangen. Nur Messdiener möchte er lieber keiner sein.Und so reiht sich eine Prachtnummer an die andere, während Moretti immer besser Tritt fasst. Jedermanns Mutter (Edith Clever) verbindet schlohweiße Glaubensfestigkeit mit dem süßlichen Sprechgesang einer Botho-Strauß-Zauberfigur. Glaubensgewissheit erscheint in dieser köstlichen Lesart als Salongeheimnis. Der Mammon (Christoph Franken) – er soll Jedermann auf dessen letzter Reise begleiten – purzelt als struppiger Goldlamettahund über die Treppe und ringt seinen Besitzer wie ein Wrestler nieder.Geheimnis unseres letzten StündleinsDie zum Tode hin erkrankten "Guten Werke" (Mavie Hörbiger) entpuppen sich als prächtig hohnlachender Kobold, der "Glaube" (Johannes Silberschneider) fände unter Garantie in keiner katholischen Glaubenskongregation Unterschlupf. Der Teufel (Hanno Koffler)? Kommt aus der Unterbühne hochgekrochen und behält, wie noch stets im "Jedermann", mit seinem Gezeter recht.Zu "tiefer Reu" besteht im Jahre eins des neuen Salzburger Direktoriums kein Anlass. Das Geheimnis unseres letzten Stündleins gehört zu den unbehaglicheren Aspekten einer im Ganzen – und in unseren Breiten – auf Diesseitigkeit gestimmten Daseinsart. Sturminger hat seinem "Jedermann" kein Messdienerhemd übergestreift. Er hat versucht, unser aller Ratlosigkeit, vor und mit Hofmannsthal, produktiv zu machen. Das ist ihm, auch dank der brütenden Gedankenschwere Morettis, eindrucksvoll gelungen. Tosender Applaus. (Ronald Pohl, 22.7.2017)


Salzbuger nachrichten :
http://www.salzburg.com/nachrichten/spezial/festspiele/salzburger-festspiele/society/sn/artikel/jedermann-feier-nach-dem-gewitter-folgte-der-fass-anstich-257432/?
"Jedermann"-Feier: Nach dem Gewitter folgte der Fass-Anstich So ein Salzburger Schnürlregen kann auf die Stimmung drücken. Er kann aber auch erfrischend sein. Jedenfalls herrschte beste Laune bei der "Jedermann"-Premierenfeier.
Quasi bis zu letzten Minute taktierte man bei den Salzburger Festspielen. Unbedingt sollte die mit Spannung erwartete Premiere der Neuinszenierung von "Jedermann" am Domplatz stattfinden.

Zwanzig Minuten vor dem offiziellen Beginn ergab man sich dem "Salzburger Schnürlregen" und übersiedelte in Große Festspielhaus. Dort trat dann der "neue Salzburger Jedermann" Tobias Moretti mit halbstündiger Verspätung seinen "Dienst" an. Der strömende Regen machte allerdings nicht nur den Schauspielerin einen Strich durch die Rechnung. Regenschirme waren Mangelware und viele der rund 2.500 Premierengäste kamen nicht ganz trocken ins Festspielhaus. "Gesehen muss man den Jedermann auch mal in Festspielhaus haben. Aber lieber schaue ich schon draußen", sagte Medienmanager Hans Mahr, der in den letzten Jahren zusammen mit Ehefrau Katja Burkard bei allen Premieren mit dabei war. "Heuer war´s knapp", so Mahr, "ich komme gerade direkt von Reha am Chiemsee. Nach meiner Hüftoperation laufe ich noch auf Krücken". Gelassener nahm es der frühere niederösterreichische Landeshauptmann Erwin Pröll mit Ehefrau Sissi: "Wir nehmen das mit dem Wetter so wie es ist". Weiters unter den Premierengästen: Bundesminister Andrä Rupprechter mit Ehefrau Christine. Er hatte seinen deutschen Amtkollegen Christian Schmidt und dessen Frau Ria zu Gast. Landeshauptmann Wilfried Haslauer mit Ehefrau Christine, Altlandeshauptmann Franz Schausberger mit Gattin Heidi, Vizebürgermeister Harald Preuner mit Gattin Alexandra, Elisabeth Prinzessin Auersperg Breunner mit Sohn Aloisius, die Schauspieler Andrea L´Arronge, Gregor Bloeb, Michael Ostrowski, Petra Morze, Sunnyi Melles und Nicole Beutler. Schauplatzwechsel in den Stieglkeller unweit des Domplatzes, wo traditionell die Premiere gefeiert wird und ebenso traditionell vom Jedermann und seiner Buhlschaft ein Fass Bier angezapft wird. Keine wirkliche schwierige Aufgabe für Tobias Moretti. Nach ein paar kräftigen Schlägen - und ohne dass ein Tropfen des Gerstensaftes danebenspritzte - erledigte er auch die "gesellschaftliche Premiere" seines Salzburg Engagements. "Natürlich ist es schade, dass nicht am Domplatz spielen konnten. Aber auch die Generalprobe hatte es verregnet und so hatten wir wenigstens einen zusätzlichen Probentag im Festspielhaus. Aber jetzt fällt es mir schon sehr leicht, den Schalter auf ´feiern´ umzulegen", so Tobias Moretti. Er kam überdies mit dem Motorrad (samt seiner Ehefrau Julia am Sozius) zur Feier. "Überwältigt und mit einer gehörigen Portion Lampenfieber, anders kann ich es nicht beschreiben", sagte Buhlschaft Stefanie Reinsperger, die stilecht im Salzburger Dirndlkleid erschien. Auch Peter Lohmeyer zog abseits der Bühne bei der Feier die Blicke auf sich. "Jedermann-Tod" zeigte sich nach der Trennung von Sarah Wiener mit seiner neuen Freundin, der deutschen Journalistin Leonie Seifert. Auch er war über die verregnete Premiere ein wenig enttäuscht. "2.500 Besucher im Freien, in dieser gewaltigen Kulisse des Domplatzes, das kann man nicht ignorieren". Mitgefeiert haben außerdem: Edith Clever (Jedermann-Mutter), Mavie Hörbiger (Werke), Johannes Silberschneider (Gott), Mammon Christopher Franken (er spielte im Vorjahr den Teufel), Hanno Koffler (Teufel), Fritz Egger (Schuldknecht), Regisseur Michael Sturminger, Festspielintendant Markus Hinterhäuser und Festspielprotokollchefin Suzanne Harf.



Kurier.at
https://kurier.at/stars/jedermann-fest-partystimmung-nach-der-wetterenttaeuschung/276.502.549?
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"Jedermann"-Party: Moretti kam mit Rallye-MotorradMoretti, Reinsperger, Sturminger und Co. bei der Feier nach der Premiere.

(Von Susanne Zobl)„So ein Schmarrn“, sagte ein Festspielbesucher. Gemeint hat er damit nicht die Aufführung, sondern die tsunamiartigen Regengüsse, die unbarmherzig die Salzburger Hofstallgasse überfluteten. Man hatte auf den professionellen Wetterdienst vertraut. Der prognostizierte um 21 Uhr zu Vorstellungsbeginn des „Jedermann“ einen trockenen Domplatz. Mitnichten. Sunnyi Melles ließ sich die Freude aber nicht verderben. Sie kam extra von Dreharbeiten aus Prag angereist, um mit Tochter Leonie Tobias Morettis „Spiel vom Leben und Sterben des reichen Mannes“ zu sehen. „Ich habe mich so auf den Tobias gefreut. Aber ich komme wieder, um ihn auf dem Domplatz zu sehen“.
Sichtlich enttäuscht, aber ebenso erleichtert, kommentierte "Mammon" Christoph Franken die meteorologischen Vorkommnisse: „Wir waren schon im Bus. Dann haben wir auf dem Domplatz wieder kehrt gemacht.“ Schock, Enttäuschung. „Aber ich habe mich im Festspielhaus schnell wieder erholt.“ Präsidentin Helga Rabl-Stadler hatte abseits der Adabeis Schauspieler und Regisseur Michael Sturminger ihre Zuwendung zuteil werden lassen: „Ich bin sehr glücklich“, lässt sie wissen. Denn die Standing Ovations nach der Premiere machten das Ungemach vom Himmel wieder wett. Zur Feier ging’s dann trockenen Fußes zum Stiegl Keller.

Jedermann-Autogramm für PolizistenStilecht auf dem Ralley-Motorrad fuhr Jedermann, Tobias Moretti vor dem Festspielhaus vor: „So kommst du am besten durch den Salzburger Verkehr“, erklärt er sein Gefährt, das er freilich durch die Hofstallgasse schiebt und den Polizisten Autogramme schreibt. Erst die steile Gasse zum Stiegl Keller düst er mit Gattin Julia auf dem Sozius hinauf. Das Spiel vom Sterben nimmt ihn schon mit, „aber erst nach dem Spiel. Das ist wie in der Musik.“ Das Trompetenspiel hatte er dafür selbst von der Tochter erlernt. „Bis vor einer Woche habe ich nur gekiekst.“ Jetzt kann er sogar im Liegen seinem Instrument Wohlklänge abringen. Chapeau!
Und den Hammer für den Bieranstich schlug er nicht weniger virtuos, assistiert von Stefanie Reinsperger, die ihr zuckerlrosa Buhlschaftskleid gegen ein maßgeschneidertes Dirndl ausgetauscht hat.Bruder Gregor Bloeb kam mit seiner Tochter Josephine. Seine Premiere von Gerhart Hauptmanns „Rose Bernd“ ist am 29. Juli auf der Perner Insel „Dort sind wir wenigsten nicht vom Wetter abhängig“.Ungerührt von Wind und Wetter zeigte sich Regisseur Ulrich Seidl: „ Das ist mein erster ‚Jedermann’. Für mich war es ein toller Abend, einfach nur zu sehen, was meine Leute da geleistet haben“, lobt er die Ausstatter Renate Martin und Andreas Donhauser, die auch für seine cineastischen Werke zugange sind.
"Jedermann"-Regisseur Michael Sturminger kam mit der sichtlich stolzen Mutter Marietta. "Tod" Peter Lohmeyer ließ es sich in charmanter Begleitung gutgehen. "Teufel" Hanno Koffler kam mit Freundin, die besten Aussichten entgegenblickt, denn bald ist man zu dritt. Mavie Hörbiger posierte tapfer für die Fotografen.
Intendant Markus Hinterhäuser und Partnerin Maria Wiesmüller feierten mit dem Team. "Glaube" Johannes Silberschneider und Jedermann-Mutter Edith Clever delektierten sich am Buffet. Und Michael Ostrowski, der für Servus-TV eine „Jedermann-Doku“ dreht, resümiert: „Endlich hat man kapiert, worum es geht. Das ist ein reicher Typ, der nichts hergibt und dann sterben muss.“"Tobias weiß immer genau, wann man Vollgas geben und wann man bremsen muss“, sagt Nicole Beutler.
Mag auch auf der Bühne alles neu beim „Jedermann“ gewesen sein, beim Feiern wurde die Tradition gewahrt.

nzz.ch
https://www.nzz.ch/feuilleton/salzburger-festspiele-kein-trost-nirgends-ld.1307448?

Kein Trost, nirgendsMit stehenden Ovationen hat sich das Festspielpublikum für eine runderneuerte «Jedermann»-Inszenierung bedankt. Michael Sturminger zeigt kein bombastisches Theater-Hochamt, sondern ein leises, säkulares Kammerspiel. 
Irgendetwas ist anders in diesem Jahr in Salzburg. Der Regen? Nein, der fällt zuverlässig aus dem prachtvollen Barockwolkenhimmel. Keine Bettler mehr auf den Strassen? Doch, sie werden weiterhin jeden Morgen von obskuren Gestalten in die Innenstadt gekarrt. Es sind nicht nur im Mirabellgarten ausreichend Japaner vorhanden; in Nobelkarossen werden die ganz schön Reichen natürlich nach der Vorstellung abgeholt und zu den diversen Festen gefahren, derentwegen man sogar die Vorstellung in Kauf nahm. In den «Salzburger Nachrichten» wurde verkündet, dass sich auch heuer die neue Buhlschaft beim örtlich bekannten Trachtenhersteller W. ein fesches Dirndl aussuchen durfte. Ist doch also alles wie immer!Nicht ganz. Abgesehen davon, dass man die Spielstätten aufgrund verschärfter Sicherheitskontrollen 30 Minuten früher als sonst aufsuchen und bis auf das Damenhandtäschchen kein Gepäck mitführen sollte, gibt es schon zu Beginn der Festspiele eine kaum für möglich gehaltene Neuerung. Und die ist sogar künstlerischer Natur: Man kann endlich wieder einmal ohne Verzückungsverpflichtung und Gottergebenheit den «Jedermann» anschauen!Die falschen Versprechungen des LebensNach der quälenden folkloristischen, jahrmarktheiter aufgemotzten Version des amerikanisch-britischen Regie-Duos Brian Mertes und Julian Crouch gibt es nun mit der kurzfristig und in nur drei Monaten erarbeiteten Inszenierung des österreichischen Regisseurs Michael Sturminger das «Spiel vom Sterben des reichen Mannes» als nachdenkliche, mollgestimmte Auseinandersetzung mit dem Zeitlichen, den schmerzlichen Versäumnissen und den falschen Versprechungen des Lebens. Wenn dieser Jedermann 2017 stirbt, dann ist da kein Erlösungs- und Reue-Kitsch: Der Schritt ins Jenseits ist einer ins Nichts. Und wie zum Hohn drückt der jetzt nur noch an miesen Erfahrungen reiche Mann dem Tod einen Kuss auf den bleichen Mund.Sturminger hat dem schwierig-schwülstigen Text des Hugo von Hofmannsthal nahezu alles genommen, was ihn zum rätselhaften Dauerbrenner der Festspiele macht und was an ihm eigentlich schon immer unerträglich und staubverkrustet war: das Knittelversige, die bieder banale Moral, das naiv Heilsversprechende. Freilich auch das Bombastische, das katholisch Hochamtige, das volksfestnahe Unterhaltsame.Aus diesem «Jedermann» ist so ein beinahe leises, nachdenkliches, mutig säkulares Kammerspiel geworden, ohne aufreizendes und ablenkendes visuelles Brimborium und ohne Masken-Mummenschanz. Ob diese behutsame Runderneuerung der alten Mär freilich vor der einschüchternd imposanten Dom-Kulisse und unter freiem Himmel Bestand haben wird, muss sich erst noch zeigen – die Premiere fand wegen Gewittergrollens im Grossen Festspielhaus statt.Der Snob in unsHier konnte das mächtige Portal nur Dekoration sein. Ohnehin aber lassen Sturminger und seine Bühnen- und Kostümbildner Renate Martin und Andreas Donhauser die einschüchternde Fassade meist hinter luftigen Vorhängen verschwinden, deuten Architekturkonturen mittels Leuchtröhren an: Jedermanns Ort kann überall sein, und wenn der um Gnade und Lebenszeitverlängerung winselnde Snob in moderner Strassenkleidung durch den Raum irrt, dann ist er uns ähnlicher als jemals zuvor.Ganz kurz mimt Tobias Moretti nur mit teurer Sonnenbrille und in seidigem Hausmantel den arroganten Geldsack, der sich von Schmarotzern umgeben und bedrängt sieht und dessen Mitleid mit dem Rest der Menschheit in dem Mass sinkt, in dem die Börsenkurse steigen. Seine Existenz ist eine andauernde Party, die Buhlschaft (Stefanie Reinsperger, enttäuschend blass) liegt im Lotterbett bereit.Umso tiefer ist der Fall ins Bodenlose, wenn der «Jedermann»-Ruf aus allen Ecken der Wirklichkeit erschallt. Es ist der Todesruf, und Moretti spielt fortan beeindruckend jede Phase des Untergangs, er verliert sich, stammelt die Sätze, krallt sich an die, die er gerade noch verlacht und verstossen hat. Was die für Melancholie oder schweres Blut halten, ist die pure Angst und Hilflosigkeit, ist der verzweifelte Versuch, vor sich selber die Augen zu schliessen.Die plötzliche Einsamkeit des UntergehersNiemand will mit ihm den letzten Weg gehen, goldflitternd narrt ihn der Mammon (Christoph Franken), die Vettern stecken ihn ins Krankenbett, und der veitstanzende Tod (Peter Lohmeyer) macht sich lustig über den Untergeher, lockt ihn als falsches Weib und als tätowierter Sensenmann. Die Erde tut sich auf, die schnöden Attribute des Dolce Vita krachen in den Abgrund, der später höllenrot lodern wird, wenn der Teufel nochmals einen verzweifelten Anlauf nimmt, Jedermanns Seele zu kriegen.Doch die ist ja verloren – für den keifenden Satan (Hanno Koffler) ebenso wie für den Schöpfer. Michael Sturminger will kein himmelreiches Happy End und keine Verdammnis, er hält keine Moral parat und also auch keine Lösung für das Sinn-Rätsel dieses Lebens, egal, ob man es richtig oder falsch angeht.Was bleibt, ist doch nur die Erinnerung an die Ideale, die einer gehabt hat, an die Werke, die vielleicht nie vollendet, aber wenigstens begonnen wurden. Mavie Hörbiger spielt diese Allegorie wie ein durchsichtiger Lufthauch, sie kämpft um Jedermanns letzten Rest Stolz und steht ihm bei über das Ende hinaus. Und wie vergeblich und vergänglich all dies ernüchternd Irdische ist, zeigt dann die grosse Edith Clever, wenn sie als gebrochene weisshaarige Mutter die breite Bühne quert und nun selber ihren Glauben wie ein unnützes Bündel hinter sich herzuziehen scheint. Kein Trost, nirgends.Das also war es, was schon zu Beginn der Festspiele unter der neuen Leitung von Markus Hinterhäuser (Intendanz) und Bettina Hering (Schauspiel) ganz anders war in diesem Jahr in Salzburg. Und es war ziemlich bemerkenswert. Stehende Ovationen!
http://nzz-img.s3.amazonaws.com/2017/7/23/3bf85cd1-6abb-4f6b-820b-b6e817a22396.jpeg" longdesc="https://img.nzz.ch/S=W1960/O=75/http://nzz-img.s3.amazonaws.com/2017/7/23/3bf85cd1-6abb-4f6b-820b-b6e817a22396.jpeg"/>

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Pressestimmung Kleine Zeitung
http://www.kleinezeitung.at/kultur/festspiele/5257551/Salzburger-Festspiele_Pressestimmen-Jedermann_Von-bieder-bis




Et quelques bonnes critiques sur Tobias dans Jedermann
Und einigen guten Kritiken über Tobias als Jedermann :



Am Ende: Standing Ovations,stürmischer Jubel für einen fulminanten "Jedermann", speziell für Tobias Moretti, der auf Salzburgs Fespielhausbühne eine außerordentliche Leistung erbracht hat.
A la fin: une standing ovation, des applaudissements enthousiastes pour un «Jedermann » spectaculaire, surtout pour Tobias Moretti, qui a produit une
performance extraordinaire sur la scène de la Festpielhaus à Salzbourg.
http://www.kleinezeitung.at/kultur/festspiele/5256189/Nachtkritik-Jedermann_Jedermann-in-Salzburg_Feinstes

Riesen Applaus gab es fürdas Schauspielteam, vor allem Tobias Moretti als Jedermann und Stefanie Reinsperger als Buhlschaft
Enormes applaudissements pour l'ensemble des acteurs, en particulier Tobias Moretti dans le rôle de Jedermann et Stefanie Reinsperger dans celui de la Buhlschaft.
http://www.luzernerzeitung.ch/nachrichten/kultur/geteilte-reaktion-an-salzburger-festspielen;art46444,1070350

"Tobias Morettis phänomenaler „Jedermann"
'Tobias Moretti: Phénoménal Jedermann "
Rund um den fantastischen Jedermann Tobias Moretti als Todgeweihtem
Autour du fantastique Jedermann/ Tobias Moretti dans le rôle du moribond.
https://www.stol.it/Artikel/Kultur-im-Ueberblick/Theater/Salzburger-Festspiele-Tobias-Morettis-phaenomenaler-Jedermann

'Vom Publikum gefeiert wurdevor allem Tobias Moretti in der Titelrolle.'
Tobias Moretti dans le rôle titre a été particulièrement célébré par le public.
http://tvthek.orf.at/profile/ZIB-900/71256/ZIB-900/13938820/Alles-neu-beim-Jedermann/14096648 

Die Mehrheit des Publikums erhob sich begeistert, als das Ensemble sichverbeugte. Im ungebremsten Tobias Moretti fand es einen Liebling.
La majorité du public se leva ravi, lorsque les acteurs saluaient. En un Tobias Moretti sans entraves, il avaient trouvé un favori. http://www.wienerzeitung.at/nachrichten/kultur/buehne/906314_Abend-der-froemmelnden-Gaukler.html

Tobias Moretti, Salzburgs neuer Jedermann, liefert die feinnervige Studie eines Geplagten. Er zeigt einen Mann, den Panikattacken quälen und dessen
Unbarmherzigkeit vor der eigenen Person nicht haltmacht. Das ist eindrucksvoll,
berührend
Tobias Moretti, le nouveau Jedermann de Salzbourg, nous donne ici une étude sensible d'un affligé. Elle montre un homme que tourmentent les attaques de
panique et dont le caractère impitoyable ne se limite pas à sa propre personne.
Impressionnant, touchant.
https://www.merkur.de/kultur/so-ist-salzburgs-neuer-jedermann-8508825.html

Moretti spielt fortan beeindruckend jedePhase des Untergangs, er verliert sich, stammelt die Sätze, krallt sich an die, die er gerade noch verlachtund verstossen hat. Was die für Melancholie oder schweres Blut halten, ist die pure Angst und Hilflosigkeit, ist der verzweifelte Versuch, vor sich selber die Augen zu schliessen.
Impressionnant, Moretti joue désormais chaque phase du naufrage, il se perd, balbutie les phrases, s'accroche à celle qu'il vient de ridiculiser et de violer. Ce qu'ils prennent pour du sang lourd ou de la mélancolie est la peur pure et simple et l'impuissance; c'est une tentative désespérée de fermer les yeux sur soi-même.

https://www.nzz.ch/feuilleton/salzburger-festspiele-kein-trost-nirgends-ld.1307448

Eindeutig, dass Jedermann die Rolle für Tobias Moretti ist. Depression, Verzweiflung, Selbstzweifel, wenn's ernst wird: Das spielt er glaubwürdig und stark.
Clairement, Jedermann est LE rôle pour Tobias Moretti. La dépression, le désespoir, le doute de soi quand cela devient sérieux: Il joue cela de façon crédible et solide

http://www.drehpunktkultur.at/index.php/festspiele/11076-depressiv-zum-katholischwerden

Tobias Moretti spielt Hauptfigur mit depressiver Psychose überzeugend
Tobias Moretti joue le personnage principal avec une psychose dépressive convaincante.

https://plus.pnp.de/ueberregional/kultur/2594156_Alles-neu.html    

Moretti spielt fortan beeindruckend jede Phase des Untergangs, er verliert sich, stammelt die Sätze, krallt sich an die, die er gerade noch verlacht und verstossen hat. Was die für Melancholie oder schweres Blut halten, ist die pure Angst und Hilflosigkeit, ist der verzweifelte Versuch, vor sich selber die Augen zu schliessen. 
Impressionnant, Moretti joue désormais chaque phase du naufrage, il se perd, balbutie les phrases, s'accroche à celle qu'il vient de ridiculiser et de violer. Ce qu'ils prennent pour du sang lourd ou de la mélancolie est la peur pure et simple et l'impuissance; c'est une tentative désespérée de fermer les yeux sur soi-même
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https://www.nzz.ch/feuilleton/salzburger-festspiele-kein-trost-nirgends-ld.1307448

Eindeutig, dass Jedermann die Rolle für Tobias Moretti ist. Depression, Verzweiflung, Selbstzweifel, wenn's ernst wird: Das spielt er glaubwürdig und stark.
Clairement, Jederman est LE rôle pour Tobias Moretti. La dépression, le désespoir, le doute de soi quand cela devient sérieux: Il joue cela de façon crédible et solide
http://www.drehpunktkultur.at/index.php/festspiele/11076-depressiv-zum-katholischwerden

Tobias Moretti spielt Hauptfigur mit depressiver Psychose überzeugend
Tobias Moretti joue le personnage principal avec une psychose dépressive convaincante.

https://plus.pnp.de/ueberregional/kultur/2594156_Alles-neu.html 
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