TOBIAS MORETTI

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Mackie Messer, Brechts Dreigroschenfilm

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Mackie Messer – Brechts Dreigroschenfilm

 

Mackie Messer – Brechts Dreigroschenfilm (Arbeitstitel: Brechts Dreigroschenfilm) ist ein deutsch-belgischer Spielfilm von Joachim A. Lang aus dem Jahr 2018 mit Lars Eidinger als Bertolt BrechtTobias Moretti als Macheath / Mackie Messer, Hannah Herzsprung als Polly / Carola Neher und Robert Stadlober als Kurt Weill. Der Film soll – basierend auf Werken und Schriften Bertolt Brechts unter Einbeziehung von biographischen und zeithistorischen Elementen – den Versuch der Umsetzung des künstlerisch und politisch radikalen Verfilmungskonzepts des Dichters für seine „Dreigroschenoper“ darstellen. Diese 1928 im Theater am Schiffbauerdamm in Berlin uraufgeführte und äußerst erfolgreiche „Dreigroschenoper“, vier Bearbeitungen des Opernstoffes, das Filmexposé Die Beule – Ein Dreigroschenfilm, die theoretische Schrift „Der Dreigroschenprozeß“ und der Dreigroschenroman (1949) bildeten für den Regisseur Joachim A. Lang die Basis seines Werks. Die Rahmenhandlung, die in den 1920er Jahren spielt, zeigt die Drehbuchentwicklung vor dem Hintergrund der Weltwirtschaftskrise und des aufkommenden Faschismus. Veranschaulicht werden Brechts Vorstellungen durch die Auseinandersetzung mit dem Filmproduzenten, dem er etappenweise sein Konzept vorführt, bis zu einem Finale, das die Radikalität der Gesellschaftskritik in der Oper weit übersteigt. Seine Ideen zu dem Film wurden jedoch nie umgesetzt. Die Rahmenhandlung ist eine Art Making-of des verhinderten Films und versucht gleichzeitig, das Bühnenstück und Brechts Verfilmungsideen in einen aktuellen Kontext zu stellen.

Die Premiere erfolgte am 28. Juni 2018 im Rahmen des Filmfests München, wo die Produktion als Eröffnungsfilm gezeigt wurde. Der Film kam am 13. September 2018 in die deutschen Kinos.

 

Handlung

Der Film beginnt mit einem ersten Satzzitat aus dem Werk Bertolt Brechts, dem noch etliche weitere Zitate folgen:

„Wie kann Kunst die Menschen bewegen, wenn sie nicht vom Schicksal der Menschen bewegt wird?“

Aufgrund des großen Erfolges der im August 1928 in Berlin uraufgeführten Dreigroschenoper von Bertolt Brecht mit der Musik von Kurt Weill soll der Stoff verfilmt werden. Brechts Werk ist wider Erwarten zum erfolgreichsten Theaterstück der 1920er Jahre geworden. Das verblüffte Publikum tobt, begeistert vom Anspielungsreichtum des Stücks, seiner überbordenden Musikalität und vor allem den Frechheiten, die sich der Regisseur über damalige Konventionen hinweg herausnimmt.

Gemeinsam mit seinem engsten Kreis feiert Brecht den Erfolg. Dazu gehören – neben seiner Frau Helene Weigel – Kurt Weill und Elisabeth HauptmannWeills Ehefrau Lotte und die gefeierte Schauspielerin Carola Neher. Die Presse interessiert sich für die Entstehungsgeschichte der Oper und frägt nach Hauptmanns Anteil an ihr, denn sie hatte unter anderem durch ihre kenntnisreiche Übersetzung – der The Beggar’s Opera von John Gay und Johann Christoph Pepusch aus dem Englischen – Brechts „Dreigroschenoper“ erst ermöglicht. Noch bevor das Stück zum Welterfolg wird, fragt die Presse zudem Brecht herausfordernd, warum er es nicht auf die Leinwand bringe. Obwohl er grundsätzlich das Kino liebt, antwortet er schneidend:

„Die Filmindustrie ist zu doof und muss erst bankrott gehen.“

Ein Angebot des Produzenten Seymour Nebenzahl, die Oper zu verfilmen, kommt nicht überraschend. Brecht beabsichtigt aber keineswegs, sein Stück eins zu eins für die Kinoleinwand adaptieren zu lassen. Seine Vorstellungen, wie der Stoff als Film aussehen könnte, weichen stark von denen Nebenzahls ab. Der Filmproduzent strebt an, größtmöglichen Profit ohne Risiko aus der Produktion zu schlagen. Er will den Filmkonsumenten dabei nur das geben, was sie ohnehin gewohnt sind. Brechts Absicht ist dagegen, explizit mit Zuschauergewohnheiten zu brechen. Er will keine Abbildung der Realität, sondern den Blick dahinter und formuliert dies so:

„Nur das Künstliche, die Kunst, gibt die Sicht auf die Wirklichkeit frei.“

Vor dem geistigen Auge des Produzenten lässt Brecht eine überraschende Filmidee vorüberziehen, die den Kampf des Londoner Gangsterbosses Macheath mit dem Kopf der Bettelmafia, Peachum, so anschaulich entspinnt, dass dieser fiktive Film für beide tatsächlich in bewegten Bildern zu sehen ist:

Der Gangster, der auch unter dem Namen „Mackie Messer“ gefürchtet ist, verliebt sich Hals über Kopf in Peachums minderjährige Tochter Polly. Dieser ist entsetzt, als er erfährt, dass seine Tochter diese Liebe erwidert. Verschärfend kommt hinzu, dass er enorm viel Geld in die Ausstattung seiner Tochter investiert hat und erwartet, dass sie einmal eine gute Partie macht und damit sein Auskommen im Alter sichert. Als Brecht in der Verfilmung alle Register seines Epischen Theaters ziehen will, erschrickt der Filmproduzent, da er zum einen die Filmzensur und zum anderen die enormen Produktionskosten für die Ausstattung der ausufernden Story fürchtet. Sein Plan zu einer Filmverwirklichung sieht angeblich die „angesehensten Schauspieler“ vor und einen der „größten Regisseure seiner Zunft“ – der die Dreigroschenoper allerdings „rein optisch“ und „wie ein Märchen“ sieht. Brecht jedoch hält so etwas für unfortschrittlich und „Schund“, der lediglich den bisherigen „verblödeten Zuschauergeschmack“ bediene. Er will die „Vorgänge hinter den Vorgängen“ zeigen und so Gesellschaftskritik üben. Er will auch die Brutalität der SA und des „Anstreichers“ Adolf Hitler entlarven. Er beabsichtigt, von den sechs Millionen Arbeitslosen zu berichten, die der rücksichtslose Kapitalismus zu verantworten hat. Die Weltwirtschaftskrise hat diese Massenarbeitslosigkeit zur Folge und immer mehr Menschen sind von Verelendung bedroht. Für diese Menschen will Brecht nicht Schund, sondern Kunst machen, die ihnen hilft. Für ihn muss daher ein „Attentat auf die bürgerliche Ideologie“ auf der Leinwand erfolgen. Die im Aufstreben begriffene Filmindustrie ist für ihn noch ohne künstlerischen Anspruch und steht für Kleingeistigkeit. Die Räuberführer in seiner Dreigroschenverfilmung sollen so bürgerlich sein wie die Bürger – die sie berauben, haben gefüllte Sparbücher, kopieren großbürgerlichen Stil und ihre Spießigkeit. Bürger und Ganoven werden ununterscheidbar. Es gilt allgemein das Motto:

„Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral!“

Brecht führt Nebenzahl durch schillernde Szenarien seiner Filmphantasien: Den Macheath seines Films stellt er sich als ambitionierten Geschäftsmann vor, der allgemeinen Legalitätsanschein erwecken will und von großbürgerlichem Wohlstand und Ansehen träumt. Macheath entdeckt aber auf der Straße Polly, die mit ihrer Mutter durch die Stadt flaniert. Ihm springt sofort Pollys wohlgeformtes Hinterteil ins Auge. Noch bevor er das erste Wort mit ihr gesprochen hat, beschließt er, diese Frau zu ehelichen. Er flirtet mit ihr im Beisein ihrer Mutter, lädt beide zum Tanz ein und bringt Polly dazu, mit ihm zu gehen. Sie kennen einander nur vier Stunden, da sind sie schon vermählt. Eine Ganoven-Hochzeit wird gefeiert, in der großbürgerliche Vermählungspraxis von diesen zu kopieren versucht wird. Anwesend ist die ebenso brutale wie sittenlose Bande des Bräutigams wie auch seine „Freunde“ aus der etablierten Gesellschaft. Der Produzent empfindet Brechts Äußerungen dazu als zynisch und die Handlung als vulgär. Er will den klingenden Namen der „Dreigroschenoper“ einfach nur in wirtschaftlichen Erfolg umsetzen. Zwar versucht ihn Brecht zu beschwichtigen, aber die Ideen, die der Produzent als anstößig empfindet, sprudeln weiterhin aus ihm heraus. Sein Dilemma ist dabei: Er weiß im Grunde, dass er nicht von seiner Vision, einer politisch und ästhetisch radikalen Filmversion, abweichen will. So fährt er sich in seinen „Verhandlungen“ mit der Filmfirma fest, denn seine Vorstellungen will Nebenzahl in dem Film, für dessen Rechte er bezahlt hat, keinesfalls realisieren. Der Produzent droht schließlich an, die „Dreigroschenoper“ auch ohne Brechts Mitwirkung zu drehen. Obwohl Brecht weiß, dass die Produktionsfirma sich nicht darauf einlassen wird, will er weiterhin eine gänzlich neue Art von Kino machen. Seine Vision von einem Dreigroschenfilm ist provokant, radikal, kompromisslos, politisch und pointiert.

So kommt es nicht nur zum Showdown in der erzählten Filmfiktion Brechts (wie auch in der Oper), sondern auch in der Filmrealität der Grundhandlung. In der Folge verklagt Brecht die Produktionsfirma im Dreigroschenprozess und kämpft um seine künstlerische Freiheit – in einem Prozess, dessen Ausgang er bereits voraussagt, aber bewusst in Kauf nimmt. Herausfordernd sucht er die öffentliche Auseinandersetzung. Vor Gericht zieht er nur, um zu beweisen, dass die Profitgier der Produzenten am Ende siegt. Sein Kommentar dazu lautet:

„Es setzt sich nur so viel Wahrheit durch, wie wir durchsetzen.“

Er startet auch hierbei eine Inszenierung der ganz besonderen Art: Richter, Anwälte, Journalisten und alle Beteiligten sollen die Mitwirkenden eines Lehrstückes werden. Er nennt den von ihm angestrengten Prozess ein „soziologisches Experiment“.

Mit dem sich ankündigenden Faschismus, dessen Menschenverachtung bereits in der bedrohten Republik Wirkung entfaltet, stellen sich nicht nur die Filmfirma, mit der er bereits zerstritten ist, sondern auch die Filmindustrie und die Kinobetreiber gegen ihn. Sie behaupten, der Stoff sei grundsätzlich sittenwidrig und somit „undeutsch“. „Auf Brecht und Weill gehört ein grober Keil“ wird vom rechten Spektrum der Politik skandiert. Er lässt sich aber nicht einschüchtern. In einem Statement lässt er keine Einschränkung zu:

„Ich möchte eine Kunst machen, die die tiefsten Dinge berührt und 1000 Jahre dauert. Sie darf nicht so ernst sein.“

Die Grundhandlung des Filmes wird immer mehr zu einem Spiel mit der Wirklichkeit und den Fiktionen Brechts. Am Ende wird versucht, den Konflikt der Dreigroschenoper auf die Gegenwart zu übertragen.

 

Regie Joachim A. Lang
Besetzung

 

DVD :  https://www.amazon.de/Mackie-Messer-Dreigroschenfilm-Tobias-Moretti/dp/B07KFQ73VV

 

 



21/05/2020
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