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Un article/ Ein Artikel filmbiznews
http://www.filmbiznews.de/film-wie-brueder-im-wind-01547-243.html
Als sich das Küken aus dem Eihervorkämpft, ist das Glück der Adlerfamilie vollkommen. Doch während die Mutter den Sohn willkommen heißt, sieht der ältere Bruder den Nachwuchs als Konkurrenten. Auf der Jagd nach Nahrung beherrschen die Raubvögel zwar den Himmel, doch durch die Menschen droht den Adlern ständig Gefahr. DerJäger Keller (Tobias Moretti) zögert jedenfalls nicht, auf sie zu schießen.
Bald muss der Vater der beidenjungen Adler einen Revierkampf gegen einen Rivalen bestehen, doch er unterliegt und stirbt. Jetzt kämpfen die Brüder um jeden Bissen gegeneinander, um selbst zu überleben ? und dabei nehmen sie sogar den Tod des schwächeren Bruders in Kauf: Während die Mutter auf der Jagd ist, stößt der ältere Bruder das Küken aus dem Nest. Der kleine Adler stürzt in die Tiefe und wird in einer Nacht voller Schrecken von den Tieren des Waldes bedrängt. Doch sein
Überlebensinstinkt ist stärker ? er gibt nicht auf.
Schließlich wird der Kleine von dem zwölfjährigen Lukas (Manuel Camacho) im Wald gefunden. Dem Jungen tut das schwache und hilflose Küken unendlich leid ?er beschließt, den Adler zu retten. Doch er kann ihn nicht mit nach Hause nehmen: Lukas ist der Sohn des Jägers. Deshalb versteckt er den Adler oben in den Bergen in der alten Hütte der Kellers, die ausgebrannt und seit Jahren unbewohnt ist. Hier zieht Lukas den Adler auf und achtet darauf, dass ihm nichts geschieht. Er nennt seinen neuen Freund Abel, und schon bald verbindet die beiden eine zauberhafte Freundschaft.
Doch vom ersten Tag an ist und bleibt es ein Kampf ums Überleben des Adlers. Lukas merkt bald, dass er dem Vogel die Eltern ersetzen muss. Zusammen mit seinem Freund, dem Förster Danzer (Jean Reno), bringt Lukas Abel das Fressen und das Fliegen bei. Lukas füttert den Adler mit Würmern und lehrt ihn verschiedene Techniken, um ihn zum Fliegen zu ermuntern, damit Abel seine Welt entdecken kann. Nach einigen erfolglosen Versuchen breitet der Adler plötzlich seine Schwingen aus und fliegt zum ersten Mal.
Lukas wohnt mit seinem Vater in einem abgelegenen Haus mitten in den Tiroler Bergen und muss tüchtig bei der täglichen Arbeit helfen. Kellers Herz ist durch den Tod seiner Frau wie versteinert ? die Beziehung zwischen Vater und Sohn ist seitdem derart angespannt, dass sie schon lange nicht mehr miteinander gesprochen haben. Das einzige Vermächtnis der Mutter ist ein Armreif,den Lukas stets bei sich trägt.
Weil der Vater ihn so abweisend behandelt, verbringt Lukas seine Zeit am liebsten mit seinem
neuen Freund Abel. Danzer ist den beiden eine große Hilfe, er weiß von Lukas? schwieriger Familiensituation undtut alles, was in seiner Macht steht, um das Geheimnis des Jungen vor dem Vater zu verbergen. Schon bald merkt Lukas, dass er Abel in die Wildnis entlassen muss, damit der
nicht von Keller getötet wird. Als Zeichen der Freundschaft befestigt Lukas den Armreif an Abels Klaue. Dann gibt er Abel die Freiheit zurück, die der Adler für ein selbstbestimmtes Leben braucht. Doch Lukas fällt dieser Schritt unendlich schwer, weil er bereits ahnt, wie sehr er seinen lieben Freund vermissen wird.
Abel erlebt etliche Abenteuer, denn er muss lernen, im bitterkalten Alpenwinter zu überleben. Immer wieder erweist sich seine mangelnde Erfahrung beim Jagen als Problem, doch der Hunger lässt ihm keine Wahl. Schließlich kehrt Abel an seinen Geburtsort zurück und begegnet dort seinem Bruder. Der Kampf, der im Nest begann, wird fortgesetzt, doch diesmal ist Abel der Sieger ? und sein Bruder akzeptiert ihn. Beide kehren ins elterliche Nest zurück.
Unterdessen taucht Keller plötzlich in der ausgebrannten Hütte auf und entdeckt wütend, dass Lukas sich immer noch dort herumtreibt. In seinem Zorn gibt er jetzt Lukas die Schuld am Tod der Mutter: Wenn sie nicht ins brennende Haus gelaufen wäre, um den kleinen Lukas zu retten, wäre sie heute noch am Leben.
Entsetzt und verstört rennt Lukas in die Berge. Ein Sturm braut sich zusammen. Wie von unsichtbarer Hand geleitet kehrt Lukas an den Ort zurück, wo er einst Abel gefunden hat. Als er nach oben schaut, entdeckt er einen Adler in dem alten Nest. Lukas stößt einen Freudenruf aus ? das muss Abel sein! Doch in diesem Moment löst ein Blitz am Berg eine Felslawine aus, die den Adler unter sich begräbt, und schlägt dann direkt neben Lukas ein. Der Junge stürzt ohnmächtig
zu Boden.
Als der Schatten eines Adlers über ihm schwebt, kommt Lukas wieder zu sich. Sein erstes Wort ist ?Abel? ? der Junge ist überzeugt, dass der Adler ihn gerettet hat. Doch es ist Lukas? Vater, der sich über ihn beugt, ihn aufhebt und um Verzeihung bittet ?
WIE ALLES BEGANN
? Wie Brüder im Wind? ist eine atemberaubende Mischung aus einer dramatischen Geschichte undgewaltigen Naturaufnahmen. Zwei Meister ihres Fachs haben sich zu diesem Zweck
zusammengetan: Otmar Penker, der renommierte Kameraspezialist für die alpine
Fauna, und Gerardo Olivares, der von den Kritikern gefeierte Regisseur
emotional mitreißender Familienfilme.
Alles begann im Jahr 2011, als Otmar Penker(?Prinz der Alpen?) und Gerald Salmina (?Mount St. Elias?) beschlossen, ihre Erfahrungen im Tierfilmbereich mit einem ausgearbeiteten Drehbuch zu einer fiktiven Geschichte zu kombinieren. Der spannende und aufwändig gefilmte Abenteuerfilm sollte in den europäischen Alpen spielen ? im Mittelpunkt stehen ein Adler und ein Mensch.
Dazu Otmar Penker: ?Während meinerjahrzehntelangen Arbeit als Naturfilmer habe ich schon mehrfach mit Adlern gearbeitet, doch bisher sind sie immer nur in Nebenrollen aufgetreten, denn
umfangreiche Dreharbeiten kosten nicht nur viel Zeit, sondern auch eine Menge Geld. Es gibt aber nicht viele gute Filme über Steinadler, und so entstand die Idee, einen Steinadler als Hauptfigur einer emotionalen Geschichte vorzustellen.?
Für das Projekt fanden sich bald Produzenten:die Red Bull GmbH und ihre Schwesterfirma Terra Mater Factual Studios. Das markierte Walter Köhlers Einstieg in die Spielfilmproduktion, nachdem er sich zuvor lange Jahre als legendärer Produzent von Natur-Dokumentarfilmen profiliert hatte.
?Ich kannte Otmar und Gerald schon ziemlichlange und wusste, wie engagiert sie sich für ihre Spezialgebiete einsetzten?, sagt Walter Köhler. ?Inzwischen hatte ich Terra Mater Factual Studios gegründet und wollte mit der Firma über die Dokumentationen hinaus in den Spielfilmbereich expandieren. ? Wie Brüder im Wind? war für mich das geeignete Projekt, um erstmals einen Kino-Spielfilm zuproduzieren. Dabei war mir von Anfang an klar, dass es durchaus nicht einfach
sein würde, beide Genres in einem mitreißenden Spielfilm zu verschmelzen.?
DIE NATUR- UND TIERAUFNAHMEN
Die ungewöhnlichen Aspekte des Films erforderteneinen ebenso ungewöhnlichen Ansatz bei der Produktion. Bei den meisten Filmen stehtam Anfang das Drehbuch. Doch bei dieser Produktion ging es zunächst um die Natur: Damit Otmar Penker authentische Bilder der wilden Tiere in ihrer
natürlichen Umgebu ng drehen konnte, brauchte er vor allem Zeit. Deshalb musste er mit den Dreharbeiten bereits beginnen, als sich das Drehbuch noch im Entwicklungsstadium befand. Ab 2011 drehte Penker mit einem kleinen, hochmotivierten Team bestimmte Elemente der Adlergeschichte ? vor allem im Süden des Nationalparks Hohe Tauern, dem größten österreichischen Nationalpark.
Dazu Penker: ?Das größte Problem in derVorbereitungsphase und während des Drehs bestand darin, dass wir jeweils entscheiden mussten, was technisch und logistisch machbar war. Denn einerseits
drehten wir in der unberührten Natur, andererseits mussten wir bereits die inszenierten Szenen mit den Adlern vorbereiten, und dafür benötigten wir die Hundert Kilogramm schwere Ausrüstung, die zum Set transportiert werden musste. Um die Drehorte in dem fast unzugänglichen alpinen Gebiet zu erreichen, marschierten wir oft stundenlang zu Fuß und kamen dabei manchmal an unsere
physischen Grenzen.?
ENTWICKLUNG DER STORY UND NEUEDREHMETHODEN
Im Januar 2012 begann die internationalrenommierte Autorin und Produzentin Joanne Reay (?Everybody Loves Sunshine?, ?DxM?) mit der Arbeit an der englischen Original-Drehbuchfassung. Im Zentrum der Geschichte steht der Kainismus, ein natürliches Phänomen, bei dem die Jungtiere einer Spezies bald nach der Geburt gegeneinander kämpfen, um sicherzustellen, dass zumindest die Stärksten überleben. Auch bei den Steinadlern ist das so: Zwei Küken werden ausgebrütet, aber das stärkere stößt das schwächere aus dem Nest und in den sicheren Tod ? wenn es nicht gerettet
wird. Dieser seltene Zufall einer menschlichen Intervention, die das Überleben des verstoßenen Kükens sichert, bildet das erzählerische Moment in ? Wie Brüder im Wind?. Wobei sich nicht nur das Schicksal des Vogels unerwartet wendet: Auchder menschliche Retter vollzieht eine unerwartete Wandlung, indem er das wilde Tier aufzieht.
Joanne Reay berichtet: ?2012 erfuhr ich von demFilm, als ich den Auftrag bekam, das Drehbuch zu schreiben. Von Anfang an habe ich dieses Projekt als einzigartig erlebt. Als Autorin hatte ich noch nie vor dem Problem gestanden, eine Geschichte mit menschlichen Helden zu erfinden, die sich in eine bereits vorhandene, realistisch-natürliche Story einfügen mussten, nämlich in den Lebenszyklus eines Adlers.?
Dazu Producer und Story-Entwickler GeraldSalmina: ?Die mögliche Beziehung zwischen einem Wildtier und einem Menschen ist ein sehr starkes erzählerisches Element. Manchmal ist das die reine Magie. Teilweise entwickelt sich die Story ganz ohne Worte. Die Verständigung funktioniert, weil man spirituell harmoniert.?
Um diese ungewöhnliche Story zu verfilmen unddabei die Natur authentisch zu zeigen, mussten die Filmemacher neuartige Drehmethoden entwickeln. Zu diesem Zweck wurden die Falkner Franz Schüttelkopf, Michael Holzfeind und andere Falkner der Adlerarena Landskron (Villach, AT) und
Paul Klima (Falkenhof Lenggries, DE) an Bord geholt. So flogen zum Beispiel die Adler bei den Flugaufnahmen neben Ultralight-Flugzeugen oder durch Schneekanonen zur Nachahmung einer Lawine. Das ehrgeizigste Ziel der Filmemacher war aber das Filmen des Schlüpfens der Adlerküken und ihrer ersten Lebenswochen. Um die wildlebenden Adler möglichst wenig zu stören, entschlossen sich die Filmemacher, eine Adlermutter aus der Falknerei in eine große Voliere umzusiedeln, die zu einem Filmstudio umfunktioniert wurde: Dort sollte sie ihren Nachwuchs ein Jahr lang unter ständiger Kamerabeobachtung aufziehen. Die Vögel gewöhnten sich an die Kameras und lebten ihr normales Leben, während die Kameraleute Nahaufnahmen des Alltags im Nest filmten. Falkner Franz Schüttelkopf sagt: ?Mich hatdieses Projekt sofort fasziniert, und schon bald entwickelte ich Ideen, wie man verschiedene Szenen umsetzen könnte.?
Dazu Otmar Penker: ?Wir drehten Aufnahmen vonSituationen, wie selbst Franz sie noch nie gesehen hatte. Denn niemand hat so etwas bisher gesehen. Für mich war Franz in seiner ruhigen und klugen
Arbeitsweise mit den Adlern und in unserem Team die Garantie dafür, dass uns all die Sequenzen gelingen würden, die ich mir ausgedacht hatte.?
Um den fliegenden Adler aus nächster Nähe mit einerhochauflösenden Kamera filmen zu können, musste das Team neue Methoden für die Flugaufnahmen entwickeln. Gerald Salmina erklärt: ?Wir wollten mit dem Adler fliegen, ihn über denGipfeln der Alpen und durch Felsenschluchten der Dolomiten begleiten. Wir wurden am Ende mit unglaublichen Kameraflügen belohnt. Sommer wie Winter gelangen Flüge und Landungen in einer Wildnis, die sonst nur dem König der Alpen vorbehalten bleibt.?
Der Helikopter wurde mit einem Cineflex-Kamerasystemausgerüstet. Doch damit der Adler immer in seiner Nähe flog, waren zunächst eine Menge Recherchen, Geduld und Training nötig. Man gewöhnte die Adler zunächst an andere Flugobjekte wie Ultralight Trikes. Der Helikopter-Pilot
musste das Fliegen neben dem Vogel üben, und Salmina entwickelte mit seinem Kamerateam neue Techniken, mit denen es ihnen gelang, so etwas Unberechenbares wie einen Vogel dennoch stets scharf in den Bildausschnitt zu bekommen. All diese Einzelelemente waren ebenso wie ideale Wetterbedingungen die Voraussetzung dafür, dass die atemberaubenden Flugaufnahmen in ? Wie Brüder im Wind? gelangen.
Doch das Produktionsteam ging noch einen Schrittweiter: Das Ziel war, Bilder aus der Perspektive des Adlers zu filmen. Gerald Salmina berichtet: ?Wir wollten dem Adler nicht einfach eine Kamera auf den Rücken schnallen. Wir versuchten einen Blickwinkel zu finden, um seine Emotionen im Flug einzufangen, indem wir Großaufnahmen seiner Augen und den Schnabel mit dem Schrei des Adlers in der Luft filmten.?
Es gab keine hochauflösende Kinokamera, dieklein genug war, um sie neben dem Kopf des Adlers anzubringen ? deshalb musste eine geeignete Kamera erst entwickelt werden. Andreas Gall, technischer Leiter der Red Bull Media House GmbH, nahm sich des Projekts an und baute in
Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Forschungsinstitut eine hochauflösende Mini-Kamera.
Während dieser Entwicklung des Projekts wurdegleichzeitig nach einem geeigneten Spielfilmregisseur gesucht. Das Skript war noch nicht fertig, und bald wurde deutlich, dass nur ein erfahrener Regisseur das Konzept umsetzen konnte. Gerardo Olivares erwies sich als perfekte Wahl,
weil er bereits im Dokumentar-, aber auch im Spielfilmbereich Erfahrungen gesammelt hatte. Zudem hatte sein letzter Spielfilm umfangreiche Tieraufnahmen mit einer hinreißenden Geschichte verbunden: ?Entrelobos? (Wolfsbrüder, 2009) erzählt die wahre Geschichte eines Jungen, der in der südspanischen Wildnis unter Wölfen aufwächst. Der Film erhielt begeisterte Rezensionen und war ein großer Kassenerfolg.
Olivares war sofort begeistert von ? Wie Brüder im Wind? und kam ohne Umstände an Bord. Durch ihn ging das Projekt in eine neueRichtung: Der Retter des Adlerkükens ist nun kein einsamer Bergbewohner mehr, sondern ein kleiner Junge, der den Tod seiner Mutter verarbeiten muss. Dadurch, dass er den jungen Adler findet, ihn aufzieht und sein Freund wird, öffnet sich
für beide ein neuer Weg in die Freiheit.
DIE BESETZUNG
Die Besetzung des kleinen Lukas war für Olivareseinfach und sonnenklar: Bei ?Wolfsbrüder? hatte er eine groß angelegte Suche nach dem Darsteller des kleinen Marcos durchgeführt ? auf diese Weise fand er Manuel Camacho. Von Anfang an war es eine kongeniale Zusammenarbeit zwischen
Darsteller und Regisseur. Dazu sagt Olivares: ?Ich hatte mit Manuel bereits meinen vorigen Film ?Wolfsbrüder? gedreht, und ich weiß genau, wie man mit ihm arbeiten muss. Er ist wie ein Sohn für mich ? wir brauchen uns nur anzuschauen und wissensofort, was wir voneinander wollen.?
Als Manuel Camacho für die Rolle des Lukasfeststand, ging es darum, die übrigen Darsteller zu suchen: den Förster Danzer und Keller, Lukas? Vater. Als Idealbesetzung für Danzer suchten Regie und Produktion nach einem international sehr renommierten Darsteller, der jedoch für eine Rolle in den europäischen Alpen authentisch genug war. Für Olivares und Köhler stand Jean Reno ?Léon?/Léon, der Profi; ?Les visiteurs?/Die Besucher) ganz oben auf ihrer Wunschliste. Jean Reno erfüllt nicht nur die beiden Grundbedingungen, sondern verfügt außerdem über eine warme, ansprechende Stimme, die für den Film sehr wichtig ist, weil Danzer auch als Erzähler fungiert. Reno sagt: ?Gerardo arbeitet sehr schnell, denn er weiß ganz genau, was erwill. Er probiert nicht lange herum, wohin er die Kamera stellen könnte oder was ich in der Szene tun könnte ? nein, er inszeniert äußerst effizient.?
Gemeinsam mit Olivares und der Autorin Joanne Reay trug Jean Reno wesentlich zur Entwicklung seiner Figur bei und erfand eine Vorgeschichte, die sehr rührende Gründe für Danzers Einsamkeit liefert. Durch seine Rolle als Erzähler des Films erfahren wir, dass Danzer sein ganzes Leben
lang als Förster für die wilden Tiere der Bergwelt gesorgt hat. Er bringt seine Erfahrung ein, sodass Lukas von ihm lernt, wie man das Wildtier aufzieht.
Während der Sommermonate, in denen der junge Adler heranwächst, merkt Danzer, dass er seinerseits von dem kleinen Lukas einiges an Lebensfreude lernen kann.
Nun galt es nur noch, die Rolle des Vaters Keller zubesetzen. Das Produktionsteam wolltehierfür einen im deutschen Sprachraum populären Darsteller gewinnen. Tobias Moretti war die perfekte Wahl. Er hatte kurz zuvor den Antagonisten in ?Das finstere Tal? gespielt und musste in jener Rolle genau die düsteren Töne anschlagen, die auch Keller prägen. Nachdem Olivares den Film gesehen hatte, setzte er alles daran, Moretti für sein Projekt zu engagieren. Walter Köhler kannte Moretti gut von früheren gemeinsamen Projekten ? die beiden hatten bereits eine lange professionelle Beziehung. Dazu Walter Köhler: ?In Bezug auf die Besetzung schwebten mir von Anfang an ? schon 2011 ? zwei Namen vor: Jean Reno wünschte ich mir schon, als die Struktur der Geschichte noch eine ganz andere war, und der Zweite war immer schon Tobias. Ich kann mich noch gut erinnern, wie begeistert wir waren, als beide für ? Wie Brüder im Wind? zusagten. Für die Authentizität der Rollen hätten wir wirklich keinebessere Besetzung finden können.?
VORBEREITUNGEN
Als die Besetzung feststand, konnten dieSpielszenen des Films vorbereitet werden. Olivares beschloss, wieder mit seinem langjährigen Kameramann Oscar Duran zu arbeiten. Zusammen mit Penker arbeiteten sie die optimale Umsetzung der Spielszenen aus, vor allem um jene
problematischen Sequenzen, in denen Tiere und menschliche Schauspieler gemeinsam auftreten. Dazu der Regisseur: ?Als Regisseur stand ich vor drei großen Herausforderungen: Bei der Arbeit mit Tieren weiß man nie, wie viel Zeit man für eine Einstellung braucht; außerdem mussten wir uns auf das Bergklima und die unsteten Wetter- und Lichtbedingungen einstellen; schließlich ging es
darum, aus den Spielszenen und den Naturaufnahmen eine perfekte Story zu kombinieren.?
Zur Vorbereitung der Szenen mit dem intensivenZusammenspiel zwischen den Adlern und dem kleinen Lukas reiste Manuel Camacho zur Falknerei in Landskron. Dort wurde er von dem Experten Franz Schüttelkopf geschult, freundete sich sofort mit den Adlern an und lernte, ohne Scheu mit
ihnen umzugehen. Neben dieser Ausbildung brachte ihm seine Schauspiellehrerin Mercedes Almarcha spezielle Techniken bei, mit deren Hilfe er während der Interaktion mit den Vögeln gleichzeitig auch seine Rolle spielen konnte. Natürlich war es von ebenso großer Bedeutung, dass sich die Adler ihrerseits an Manuel gewöhnten, damit sie sich am Set ruhig verhielten. Olivares hatte schon beim Dreh zu ?Wolfsbrüder? bemerkt, wie gut Manuel mit Tieren umgehen kann ? und bei ?Wie Brüder im Wind? erreichte diese Begabung eine neue Dimension. Die authentische Beziehung zwischen Junge und Adler bildet das Herzstück des Films.
Dazu Manuel Camacho: ?Franz hat mir gezeigt, wieich mit den Adlern umgehen muss. Und nicht nur das: Er hat mir auch beigebracht, sie fliegen zu lassen, aber sie vor allem zu respektieren.?
Hauptschauplatz des Films ist die ?Fire Hut? ?Lukas? geheimes Versteck, in das er sich zurückzieht, wenn er allein sein will. Nachdem Lukas das Adlerküken im Wald gefunden hat, erweist sich die ?Fire Hut? als perfektes Heim für die Aufzucht des Adlers, denn Lukas? Vater lässt sich dort niemals blicken. Um das im Film deutlich zu machen, war es nötig, einen entlegenen, abgeschiedenen Schauplatz zu finden. Für das Filmteam mit seiner umfangreichen Ausrüstung und den vielen Mitarbeitern bedeutete diese Unzugänglichkeit natürlich ein Problem. Mit einem ortsansässigen Location Scout wurde die perfekte Location gefunden. Production Designer Thomas Vögel musste
dann die Einzelteile der Hütte bauen, sie in die Bergwelt auf 2100 Meter Höhe transportieren und sie dort aufstellen. Er sagt dazu: ?Wir mussten die Hütte vorher in Wien anfertigen, sie auseinandernehmen, auf zwei großen Lastwagen nach Südtirol schaffen, sie im Studio wieder aufbauen, dann wieder auseinandernehmen, sie auf 800 Kilogramm schwere Pakete verteilen, die dann per Helikopter auf den Berg geflogen wurden. Denn das Set war nur über einen 700 Meter langen Pfad durch Schnee und Eis zu erreichen. Dort mussten wir die Hütte ein weiteres Mal aufbauen, teils unter sehr schlechten Witterungsbedingungen bei stürmischem Wind: eine Herkulesaufgabe für das gesamte Team, das sich aber wacker geschlagen hat.?
DIE DREHARBEITEN
Als alle Schauplätze und die gesamte Crew(bestehend aus Österreichern, Italienern, Spaniern und Deutschen) feststanden, begannen im April 2014 die Dreharbeiten im Defereggen-Tal im österreichischen Osttirol. Zunächst sah der Drehplan die Winterszenen vor. Das musste schnell
gehen, denn selbst in den Hochlagen der Alpentäler in Tirol begann bereits der Frühling ? der Schnee schmolz rasend schnell dahin. Doch das Team nahm die Herausforderung an: Es gelang, die Wintersequenzen rechtzeitig abzudrehen.
Die Sommerszenen machen den Hauptteil des Filmsaus ? sie entstanden im Tauferer Ahrntal und Mühlwalder Tal im italienischen Südtirol. Die meisten Drehtage waren für die ?Fire Hut? eingeplant: Sie bedeuteten für die Crew und die Darsteller aufgrund der hochalpinen Lage erhebliche Logistikprobleme. Transportiert wurde die Ausrüstung mit Quads, Drahtseilbahn, Fahrzeugen mit Allradantrieb und (für größere Lasten) einem Helikopter. Professionelle südtiroler Bergführer und für die Sicherheit zuständige Guides wurden engagiert, um sichere und reibungslose Dreharbeiten in
den Bergen zu gewährleisten.
Natürlich machte das Wetter der gesamten Planungeinen Strich durch die Rechnung ? etliche plötzliche Sommerstürme brachten den Drehplan durcheinander. Sie tauchten ebenso schnell auf, wie sie verschwanden. Durch die so veränderten Lichtverhältnisse ergaben sich nicht nur besondere Probleme bei den szenischen Anschlüssen. Dankbar nahm das Produktionsteam die Unterstützung der Bergbauern an, die ihre Scheunen zur Verfügung stellten, sodass Fluchtburgen für die Mitarbeiter eingerichtet werden konnten, die bei dem unberechenbaren Wetter dringend gebraucht wurden.
Im August 2014 waren die Dreharbeiten zu ? Wie Brüder im Wind? abgeschlossen. Nur eine Sequenz blieb noch übrig ? der Epilog. Für dieseSzene sollte Lukas ein Jahr älter geworden sein, und wieder ging es um eine Wintersequenz. Deshalb wurde der Drehtermin auf den Februar 2015 festgelegt.
ENDFERTIGUNG
Seine besondere Qualität erhält ? Wie Brüder im Wind? vor allem durch dieKombination von menschlichem Drama und den authentischen Bildern wilder Tiere. So etwas ist in einem Familienfilm noch nie versucht worden ? Olivares und Penker mussten also kreatives Neuland betreten.
Zunächst überließ man das Material der CutterinKarin Hartusch, die von einer eigenen Warte aus an das Material heranging und die Tieraufnahmen mit den Spielszenen kombinierte, um den Spannungsbogen der Geschichte zu konstruieren. Olivares kümmerte sich dann besonders um die
Spielszenen. Penker war als Experte immer zur Hand, um darauf zu achten, dass die Story die Tierszenen nicht verfälschte. Beide Regisseure waren sich darin einig, visuelle Effekte auf ein absolutes Minimum zu beschränken: Diese kamen nur dann zum Einsatz, wenn es darum ging, die Sicherheit und das Wohlbefinden der Tiere zu gewährleisten. Vorwiegend ging es also um die Adlerhorst-Szenen (die vor einem Greenscreen gefilmt wurden), um den Sturz des Adlerkükens aus
dem Nest sowie um die animierte Gerölllawine am Ende des Films.
Als sich der Film in der Feinschnitt-Phasebefand, holte man die Komponistin an Bord. Walter Köhler kontaktierte die Britin Sarah Glass, mit der er bereits zuvor erfolgreich zusammengearbeitet hatte. Er kannte ihren Stil, mit dem sie monumentale und zugleich magische Klangsphären kreiert ? genau das Richtige für die atemberaubenden Bergpanoramen und die märchenhafte Atmosphäre der Story. Der fertige Score wurde dann vom Filmorchester Babelsberg eingespielt. ?Als ich das Orchester Babelsberg meine Filmmusik spielen hörte, war das für mich ein überwältigendes und ganz
besonderes Erlebnis?, erinnert sich die Komponistin. Der gewaltige Eindruck wurde dann nochintensiviert, als die Produzenten entschieden, den Ton in Dolby Atmos abzumischen. Diese neue Sound-Generation schafft im Kinosaal ein 360°-Klangerlebnis: In jeder Szene sitzt der Zuschauer mitten im Geschehen.
Als letztes Puzzle-Teil fehlte nun nur noch dasperfekte Lied für den Abspann. Die Produktion fragte Martin Brem, Musical Supervisor beim Red Bull Media House, um Rat. Er begeisterte sich sofort für
die Botschaft des Films, nämlich dass wir alle in der Lage sind, unseren Weg in die Freiheit zu finden. Deshalb schlug er einen bestimmten Song samt Sängerin vor: ?Freedom? von Rebecca Ferguson. Sie gab sofort ihre Einwilligung für die Verwendung des Liedes und war derart gerührt von dem Film, dass sie den Text im Sinne von Lukas? Geschichte umschrieb und auch ein neues Arrangement mit akustischen Instrumenten lieferte, die der authentischen Natürlichkeit des
Films gerecht werden.
Abschließend sagt Walter Köhler: ?Einen Film wieunseren ? Wie Brüder im Wind? hat es bisher nicht gegeben.Wie noch nie zuvor wollen wir zwei Genres miteinander verbinden ? eine dramatische Handlung und die eindrucksvollen und packenden Aufnahmen wilder Tiere. Wir erzählen ein Epos über Freiheit und Freundschaft, über Mensch und Natur in friedlicher Koexistenz ? daran sollen die jetzigen und kommenden Generationen ihre Freude haben.?
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